aus beantwortet werden sollte. Wer Rückpositive baute, galt bald als rückständig und altmodisch, und die Theoretiker wie Werckmeister und Adlung lehnten sie fast schroff ab.[1] Infolge der Aufgabe des Rückpositives griff aber der Prozeß der Umformung auf die übrigen Teile des Prospektes über. Folgerichtig mußte er sich gleich den Altären, den Kanzeln und dem Gestühl den malerisch-ornamentalen Forderungen des Modestils, Rokoko oder Spätbarock, unterordnen. Und was Wernekink nur vom Rückpositiv verlangt hatte, das wurde nunmehr zum Charakteristikum des ganzen Prospektes: er war und wirkte „tamquam ornamentum.\" [2]Die Zeitgenossen erlebten diesen Ornamentprospekt ohne Rückpositiv zum ersten Male in ganz großem Stil in den Schöpfungen Joh. Mich. Röders in der Maria-Magdalenenkirehe zu Breslau (1724) und der Gnadenkirche in Hirschherg (1729). Den Auftrag zum Bau der Breslauer Orgel erhielt dieser Schnitger-Schüler, da „sein in einem Kästlein nach Breslau geschickter Abriß allen so gefiel, daß sie ihn ausgeführt wissen wollten.\"[3] Das war das neue: man erwartet und verlangt etwas vom Orgelprospekt, die Empfindungen des Betrachters wollen angesprochen werden. Adlung widmet dem äußerlichen „Staat und Zierrath\" der Orgel ein ganzes Kapitel. „Denn wie man in unseren Kirchen nicht nur auf nöthige Dinge reflectirt, sondern auch den Staat oder äußerliches Ansehen observirt, so weit es mit der Andacht bestehen kann: so wird auch dieses beym Orgelbau sonderlich beobachtet. Und gewiß, wenn eine Orgel recht angelegt wird, so ist es eine besondere Zierde des Gotteshauses.\"[4]DieVeränderung, die der Orgelprospekt des Spätbarock auf diese Weise durch die neuen dekorativ-malerischen – und die noch zu——————————[1] A. Werckmeister, Orgelprobe, S. 51: „ . . . die Rückpositive, . . . die man heutiges Tages nicht gern leiden will.\" – J. Adlung a. a. O.Kap. XII S. 8: „ . . . in Naumburg (Wenzelkirche) aber ist ein Rückpositiv, welehes was garstiges ist.\" Ebd. Kap. XII S. 19: „Daß das Rückpositiv den Prospekt der Orgel verderbe, ist schon gemeldet, und widerrate ich es nochmals.\" In den 18 Paragraphen dieses Kapitels gibt Adlung „nach den Gesetzen der Eurhythmie\" genaue Anweisungen für den ornamental gedachten Prospekt seiner Zeit.[2] Die Zahl der Vorlagen für Orgelprospekte wächst im 18. Jahrhundert. Die im Kunstgewerbemuseum zu Berlin befindlichen Nummern umfassen die Jahre 1698 – 1769. Viele von ihnen, so die von Schübler, bieten Anregungen nur im Ornament. Vgl. P. Jessen a. a. O. [3] Burgemeister a. a. O. S. CVII, Abb. XIV und XV.[4] Adlung a.a. 0. §328ff.-38-