gesteigert, dessen Linienführung sich in den kehligen Abschlußverzierungen des Prospektes wiederholt. Gottfried Silbermanns Orgelprospekte halten den Vergleich mit seinen sonst so viel gepriesenen Werken nicht aus. Wenn auch die Orgel der Dresdener Frauenkirche, ihrer ornamentalen Aufgabe entsprechend, im Gesamtbilde des Innenraumes befriedigt, so bleiben doch fast alle seine übrigen Prospekte, auch der im Dome zu Freiberg i. S. (1714) und in der ehemaligen Hofkirche zu Dresden (1753), und erst recht die kleineren Werke (Rötha), flächenhaft und schwunglos, nüchtern und frostig.. Sie erinnern den Betrachter daran, daß der Rationalismus der Aufklärung auch in die Kirchen eingezogen ist. Niemand würde vermuten, daß zur gleichen Zeit im sächsischen Meißen der Rokokostil im Material des Porzellans seine schwungvollsten Triumphe feierte. Bei Silbermann bereits tritt die eigentümliche Tatsache in Erscheinung, die uns gegen Ende des Jahrhunderts bei Holzhey und Courtain begegnet, daß die Größe und der. Ruhm des Orgelbauers auf dem klingenden Werk beruhen, seine Prospekte aber als Kunstwerke mittelmäßig bleiben.– Dagegen schuf der eigentlich „preußische\" Joachim Wagner in der Marienkirche zu Berlin (1721) und in der Katharinenkirche zu Brandenburg (1726) Prospekte, die sich durch großen ornamentalen Schwung auszeichnen.Im übrigen Norddeutschland liegt der Orgelprospekt fast überall im Kampf zwischen der überlieferten alten Form und den modernen Ornamentströmungen.[1] In der Halberstädter Domorgel von Heinrich Herbst (1718) überwiegen mehr die überlieferten Bindungen, ob wohl das Rückpositiv bereits fehlt; in der Orgel der Marktkirche zu Halle, von Christoph Conius (1715), herrscht die ornamentale Note im Gesamtaufbau vor. Von konservativer Gelassenheit zeugen die majestätischen Prospekte des Westfalen Patroklus Müller, die sich in den Klosterkirchen von Marienmünster (1738) und Marienfeld——————————[1] Hierher sind u. a. zu rechnen die Prospekte der Orgeln von Christian Vater im Oldenburger und Osnabrücker Land, von Joh. Dietrich und Joh. Daniel Busch, von Lambert Daniel Carstens in Oldenburg, Schleswig-Holstein und Dänemark.-41-