- 6 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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Bezugspunkte betont werden sollen. Üblicherweise ist in der Fachliteratur trotz des wörtlichen Gegensatzes durchgängig von ›erwachsenenpädagogisch‹ die Rede. Dabei ist mit ›pädagogisch‹ der Lehr- und Lernprozeß an sich ohne altersspezifische Eingrenzung auf Kinder und Jugendliche gemeint. In diesem Sinne wird der Terminus ›pädagogisch‹ auch in der vorliegenden Arbeit verwendet. So werden in Anlehnung an den Gebrauch verschiedener Komposita zur Beschreibung pädagogischer Tätigkeitsfelder oder Zielgruppen (z.B. Schul-, Hochschul-, Sozial-, Volkshochschul-, Freizeit-, Sportpädagogik u.a18
18 Vgl. ROTH, S. V-XVII.
) mit dem Begriff Orchesterpädagogik im folgenden die Gesamtheit der Aufgaben einer fachkompetenten Orchesterleitung sowie die Möglichkeiten zur konkreten Problemlösung bezeichnet. Zur Abgrenzung des pädagogischen Lehr-/Lernverhältnisses zwischen Fachdozenten und Kursteilnehmern von der Ausbildung der Fachdozenten selbst, die dann ihrerseits eine erwachsene Lerngruppe bilden, ist eine begriffliche Differenzierung geboten. Der z.B. von ARNOLD praktizierte Sprachgebrauch der ›Aus- und Weiterbildung des Weiterbildungspersonals‹ wird dagegen in seiner konkreten Anwendung auf ein Lerngebiet wie die musikalische Erwachsenenbildung sprachlich umständlich und unscharf, wenn konsequent von ›musikalischer Weiterbildung‹ (von wem? Dozent oder Teilnehmer?) oder ›Weiterbildung von musikalischen Weiterbildnern‹ gesprochen werden müßte.19
19 Vgl. ARNOLD, S. 207ff.
Es erscheint daher zum Zweck einer klaren Differenzierung sinnvoll, Lehr-/Lernprozesse, die ihrerseits erwachsenenpädagogische Inhalte vermitteln, als andragogisch zu bezeichnen,20
20 Der Begriff ›Andragogik‹ konnte sich trotz Bemühungen des Erwachsenenpädagogen FRANZ PÖGGELER in den 1950er Jahren in der deutschen Fachwissenschaft der Erwachsenenbildung nicht etablieren, obwohl er zur internationalen Bezeichnung von Erwachsenenbildung geworden ist. Für die vorliegende Arbeit erscheint er als geeignet, da die wörtlichen Übersetzungen ›Pädagoge‹ < griech. paidagwgos – Knabenerzieher und ›Andragoge‹ < griech. andragwgos – Männerführer die Unterscheidung zwischen zwei Lernstufen assoziiert. Der Pädagoge richtet sich an eine Lerngruppe ohne Vorwissen, der Andragoge an eine Lerngruppe mit Vorwissen. Dies gründet sich auf die wörtliche Übersetzung einer altersbedingten Unterscheidung, die hier im übertragenen Sinne inhaltsbedingt interpretiert wird.
auch wenn man diesem Begriff zuweilen im analogen Gebrauch zu ›pädagogisch‹ begegnet.

Der Bildungsbegriff hat als zentraler Grundbegriff der Pädagogik in Deutschland21

21 Vgl. BÖHM, S. 199.
vielfältige Prägungen erfahren. An dieser Stelle kann keine Reproduktion verschiedenster Bildungstheorien erfolgen, noch soll eine Neudefinition erfolgen. Wohl aber erscheint eine Anlehnung an Auffassungen ratsam, die aus der erwachsenenpädagogischen Diskussion entstanden sind. Die lernpsychologische Erwachsenenforschung ermöglicht ferner eine Erweiterung des schulpädagogischen Verständnisses von Bildung auf außerschulische Lernsituationen.22
22 Vgl. SIEBERT 1997, S. 26 f.
Die allgemeine Erwachsenenbildung operiert bereits mit entsprechenden Auslegungen, die auch auf die musikalische Erwachsenenbildung, hier speziell die Laienorchesterarbeit, sinnvoll anwendbar erscheinen. Durch den betonten Rückbezug auf die Selbstverantwortung des bildungsinteressierten Individuums wird dem biographischen Kriterium verschiedener Lebensabschnitte Rechnung getragen, wenn Bildung als die »Auseinandersetzung des Menschen mit sich und seiner Umwelt mit dem Ziel kompetenten und verantwortlichen

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