Bezugspunkte betont werden sollen.
Üblicherweise ist in der Fachliteratur trotz des wörtlichen Gegensatzes durchgängig von
›erwachsenenpädagogisch‹ die Rede. Dabei ist mit ›pädagogisch‹ der Lehr- und
Lernprozeß an sich ohne altersspezifische Eingrenzung auf Kinder und Jugendliche
gemeint. In diesem Sinne wird der Terminus ›pädagogisch‹ auch in der vorliegenden
Arbeit verwendet. So werden in Anlehnung an den Gebrauch verschiedener
Komposita zur Beschreibung pädagogischer Tätigkeitsfelder oder Zielgruppen
(z.B. Schul-, Hochschul-, Sozial-, Volkshochschul-, Freizeit-, Sportpädagogik
u.a18)
mit dem Begriff Orchesterpädagogik im folgenden die Gesamtheit der Aufgaben einer
fachkompetenten Orchesterleitung sowie die Möglichkeiten zur konkreten Problemlösung
bezeichnet. Zur Abgrenzung des pädagogischen Lehr-/Lernverhältnisses zwischen
Fachdozenten und Kursteilnehmern von der Ausbildung der Fachdozenten selbst, die
dann ihrerseits eine erwachsene Lerngruppe bilden, ist eine begriffliche Differenzierung
geboten. Der z.B. von ARNOLD praktizierte Sprachgebrauch der ›Aus- und Weiterbildung
des Weiterbildungspersonals‹ wird dagegen in seiner konkreten Anwendung auf ein
Lerngebiet wie die musikalische Erwachsenenbildung sprachlich umständlich und
unscharf, wenn konsequent von ›musikalischer Weiterbildung‹ (von wem? Dozent oder
Teilnehmer?) oder ›Weiterbildung von musikalischen Weiterbildnern‹ gesprochen werden
müßte.19
19 Vgl. ARNOLD, S. 207ff.
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Es erscheint daher zum Zweck einer klaren Differenzierung sinnvoll, Lehr-/Lernprozesse,
die ihrerseits erwachsenenpädagogische Inhalte vermitteln, als andragogisch zu
bezeichnen,20
20 Der Begriff ›Andragogik‹ konnte sich trotz Bemühungen des Erwachsenenpädagogen
FRANZ PÖGGELER in den 1950er Jahren in der deutschen Fachwissenschaft der
Erwachsenenbildung nicht etablieren, obwohl er zur internationalen Bezeichnung von
Erwachsenenbildung geworden ist. Für die vorliegende Arbeit erscheint er als
geeignet, da die wörtlichen Übersetzungen ›Pädagoge‹ < griech.        o –
Knabenerzieher und ›Andragoge‹ < griech.        o – Männerführer die
Unterscheidung zwischen zwei Lernstufen assoziiert. Der Pädagoge richtet sich
an eine Lerngruppe ohne Vorwissen, der Andragoge an eine Lerngruppe mit
Vorwissen. Dies gründet sich auf die wörtliche Übersetzung einer altersbedingten
Unterscheidung, die hier im übertragenen Sinne inhaltsbedingt interpretiert
wird.
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auch wenn man diesem Begriff zuweilen im analogen Gebrauch zu ›pädagogisch‹
begegnet.
Der Bildungsbegriff hat als zentraler Grundbegriff der Pädagogik in
Deutschland21
vielfältige Prägungen erfahren. An dieser Stelle kann keine Reproduktion verschiedenster
Bildungstheorien erfolgen, noch soll eine Neudefinition erfolgen. Wohl aber erscheint eine
Anlehnung an Auffassungen ratsam, die aus der erwachsenenpädagogischen Diskussion
entstanden sind. Die lernpsychologische Erwachsenenforschung ermöglicht ferner eine
Erweiterung des schulpädagogischen Verständnisses von Bildung auf außerschulische
Lernsituationen.22
22 Vgl. SIEBERT 1997, S. 26 f.
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Die allgemeine Erwachsenenbildung operiert bereits mit entsprechenden
Auslegungen, die auch auf die musikalische Erwachsenenbildung, hier speziell die
Laienorchesterarbeit, sinnvoll anwendbar erscheinen. Durch den betonten Rückbezug auf
die Selbstverantwortung des bildungsinteressierten Individuums wird dem biographischen
Kriterium verschiedener Lebensabschnitte Rechnung getragen, wenn Bildung als
die »Auseinandersetzung des Menschen mit sich und seiner Umwelt mit dem
Ziel kompetenten und verantwortlichen
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