- 125 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Ein weiteres mechanisches Klavier mit Flöten- und Pfeifenwerk von Kaufmann in Dresden gegen 1817 erbaut, unter dem Namen Chordaulion bekannt, erwähnt Curt Sachs in seinem Reallexikon. In einem Musikbrief aus Bremen wird es so beschrieben: “Es hat 10 cylinderförmige große Walzen, die 34 verschiedene Stücke spielen und nach Belieben aus- und eingesetzt werden können.” Auch der Preis des Instrumentes wird mit 1000 Talern angegeben.


Neben Klavierautomaten und Orgelwalzen versuchte man auch andere Musikinstrumente zu mechanisieren. Berühmt war zum Beispiel der Flötenspieler, den der Franzose Jacques de Vaucanson (+1782) konstruiert hatte. In Mizlers “Musikalischer Bibliothek” beschreibt ein zeitgenössischer Bericht aus Longueville dieses Instrument folgendermaßen: “Daselbst hat ein Künstler eine Statue von Holz verfertiget, die einen Flötenspieler vorstellet. Die Statue ist innenwendig mit vielen Flöten und nöthigen Blasebälgen versehen und dadurch in den Stand gesetzet, verschiedene Flötenstückgen von selber spielen zu können, wobey der Künstler die Einrichtung gemachet, daß die Statue, indem sie spielet, zugleich die Finger und Lippen beweget, und also einen ganz natürlichen Flötenspieler ganz lebhaft vorstellet.” Bei dieser Erfindung war also das treibende Moment die Sucht, den musizierenden Menschen mechanisch nachzubilden. Die Bewegung der Lippen und Finger wurde vom Hörer sicher mehr bewundert als die mechanische Musikwiedergabe. Solche mechanischen Musikfiguren scheinen im 18.Jahrhundert sehr beliebt gewesen zu sein. Joachim Eppinger konstruierte eine Musikstatue des Hirtengottes Pan, Johannes Nep. Mälzel einen blasenden Trompeterautomaten. Mersenne bezeichnet diese Spielautomaten in seiner “Harmonie universelle” geradezu als deutsche Erfindung. Er berichtet, daß es jetzt Instrumente gäbe, die ohne Hilfe der Hände spielten: “denn die Deutschen sind so erfinderisch, daß sie mehr als 50 verschiedene Stücke mit Hilfe von mehreren Federn spielen lassen, die sogar bewirken, daß Ballette von verschiedenen Figuren von selbst getanzt werden. Die Figuren springen und bewegen sich nach der Kadenz der Lieder (Chansons), nachdem man die Feder aufgezogen hat, ohne daß es nötig wäre, das Instrument anzuschlagen.”


Zahlreich sind die Nachrichten, die man in den theoretischen oder bibliographischen Werken der Zeit über andere mechanische Instrumente findet. Die Glockenspiele, besonders in Holland verbreitet,


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