- 157 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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TECHNIK UND RECHT IM BEREICHE DER MUSIK

VON

KARL GERSTBERGER


Stephano: “Das wird ein artiges Königreich

für mich werden, wo ich meine Musik um-

sonst habe!“  Shakespeare: Der Sturm.


Ariel, Geschöpf Prosperos und schelmischer Luftgeist, berufen,  jenen Wunschtraum von einem musikalischen Schlaraffenlande zu erfüllen, bedurfte wohl dessen nicht, daß man ihn als “Erzeuger seiner Musik gegen ihre “Verbraucher" schützte. Aber auf dem rauheren Boden der Wirklichkeit verdrängt die Maschine, von deren fieberhaft betriebener und bewundernswerter Vervollkommnung man eine annähernde Verwirklichung solcher Wunschträume erwartet, die menschliche Leistung und gefährdet überdies das Geleistete, indem sie geheime Lebensgesetze des Kunstwerks antastet. Gegen die unpersönliche Leistung der Maschine sucht die persönliche des lebendigen Menschen, sucht die höchstpersönliche des Künstlers Schutz. Wie dieses Schutzbedürfnis die Abgrenzung eines Rechts erzwang und wie die Wandlungen der Technik Wandlungen dieses Rechtes forderten und bis in die Gegenwart hinein fordern, soll im folgenden mit strenger Beschränkung auf das, was zum Verständnis unbedingt erforderlich und allgemein zugänglich ist, dargestellt werden.


Es war ganz eigentlich ein Fortschritt der Technik, nämlich die Erfindung des Buchdrucks, der das Recht des Urhebers an seiner geistigen Leistung gebar. Schutzbedürftig schien allerdings zunächst gar nicht der Verfasser, sondern der Verleger, und dem wiederum konnte nur daran gelegen sein, sich den wirtschaftlichen Ertrag des Werkes zu sichern. Was ging es ihn, der ja das Werk nicht geschaffen hatte, an, ob es in seinem Bestande angetastet, ob es entstellt oder verändert wurde? Der Drucker bat sich vom Landesherrn Privilegien aus, die ihn dagegen

sichern sollten, daß ihm der Ertrag seiner Arbeit durch Nachdruck geschmälert wurde: hier ist der Ursprung des Urheberrechts. Diesen Ursprung aus primitiven Zuständen muß man betrachten, um zu begreifen, warum heute noch die Kämpfe auf diesem Gebiet sich darum drehen, das Verhältnis zwischen Verfasser und


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