THEATER UND TECHNIK

VON

HEINRICH XLV. ERBPRINZ REUSS

Wenn in diesem Buch die Beziehungen von Kunst und Technik untersucht werden, so geschieht etwas sehr Wesentliches, denn die Verbindung dieser Gebiete wie ihre Abgrenzung müssen einmal festgestellt werden, um so mehr, als alle früheren Gesetze hinfällig geworden sind. Die Kunst ist auf allen ihren Teilgebieten in ein Stadium ernster Krise eingetreten. Der Körper bildet sich am Sport, und der Geist wendet sich immer stärker der Technik zu. Die rapide, die geradezu verblüffende Entwicklung aller technischen Gebiete drängt naturgemäß das Interesse an der Kunst zurück. Die Kunst wird isoliert, abgesondert, und das in einer Zeit, da die Kunst in sich zersetzt und unklar ist, weil auch bei ihr an die Stelle der Evolution die Revolution trat, das in einer Zeit, die wirtschaftlich so schwierig wurde, daß sie die Kunst mehr denn je in das Gebiet des Luxus vorschob.

Die kritische Situation des Theaters ist bekannt. Das Theater stellt die beweglichste und lebendigste Form aller Künste dar. Theater steht auf keinem Piedestal. Theater läßt sich nicht herab. Theater wirkt aus der Mitte in die Mitte des Volkes. Theater ist immer da groß, wo es diese Forderungen erfüllt. Es ist kein Tempel der Kunst, kein Dombau, der feierlich über den Dingen thront, sondern mitten inne, zu jeder Sekunde bereit, aufzunehmen, wiederzugeben, zu erfüllen, was noch unerfüllt, wenn auch vielleicht schon geahnt, in der Zeiten Schoß ruht. So ist Theater nie ein Absolutes, Vollkommenes, sondern ein Prozeß des Werdens, Wachsens und Wirkens. Im Theater binden sich die Künste, und zu ihnen fügt sich die Technik in ihrer geringsten und höchsten Form als Glied eines Ganzen. Das Theater steht im direktesten Konnex zur Allgemeinheit, weil diese Gelegenheit hat, sich jeden Abend persönlich damit auseinanderzusetzen (nur das Konzert ist bis zu einem gewissen Grade dem zu vergleichen).

Es bleibt bei diesen Ausführungen festzustellen, wie die äußere und die innere Wirkung der Technik auf das Theater geschieht, also die Entwicklung der Technik auf das Kunstgebiet Theater und daneben