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MUSIKPÄDAGOGIK IM RUNDFUNK

VON

HANS MERSMANN


I


Die Musik im Rundfunk und auf der Schallplatte läßt eine gemeinsame Entwicklungstendenz erkennen: sie beginnt als Unterhaltung, dem Bedürfnis der breiten Menge angepaßt, überschneidet alle Formen konzertmäßiger Darbietung, ohne sich in ihnen zu genügen, und führt schließlich zur Erkenntnis ihrer Eigenwerte und ihrer eigenen Ausdrucksgebiete. In dieser dritten, letzten Phase beginnt diese Entwicklung, interessant zu werden. Künstler, Wissenschaftler und Pädagogen beschäftigen sich ernsthaft mit ihr und versuchen, sie weiterzutragen.


Rundfunkmusik und Schallplatte stehen seit einigen Jahren in dieser letzten Entwicklungsphase (der Tonfilm ist einstweilen noch sehr weit entfernt davon). Ihre Auswirkungen sind künstlerischer und pädagogischer Art. In dieser Hinsicht ergänzen sie einander: die Rundfunkmusik bemüht sich um Klärung ihrer künstlerischen Probleme und stößt erst allmählich ins Pädagogische vor, während die Schallplatte ein immer unentbehrlicher werdendes pädagogisches Hilfsmittel ist und sich eben jetzt, vielleicht zum ersten Male, ihrer spezifisch künstlerischen Werte versichert. Musiker wie Strawinsky und Weill versuchen nicht nur, die Instrumentation ihrer Musik den Klangwirkungen der Schallplatte anzupassen, sondern auch, eine schallplatteneigene Musik zu schreiben. Die ähnlichen Bemühungen um rundfunkeigene Musik, die von verschiedenen Seiten her unternommen werden, sich aber immer intensiver mit den Bestrebungen der jungen Musik verbinden, sind bekannt geworden.


Hier handelt es sich um den zweiten Gesichtspunkt: den pädagogischen. Für die Schallplatte lagen die Dinge einfach; sie war lediglich Objekt der pädagogischen Bestrebungen. Dadurch wurde die Fragestellung ganz in die Stoffauswahl gerückt; es kam nur darauf an, wieweit eine (meist zu andern Zwecken aufgenommene) Musik auch für die Pädagogik nutzbar gemacht werden konnte. Allmählich erst rückte diese in den Vordergrund. Es entstanden Platten und Plattenserien, die


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