- 325 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (324)Nächste Seite (326) Letzte Seite (464)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 



TECHNIK UND FILM

VON

WALTER RUTTMANN


Eine Untersuchung über die Bedeutung der Technik für den Film muß damit beginnen, den Begriff "Film” auf seine Eindeutigkeit hin zu prüfen. Denn die Rolle, die die Technik für den Film spielt, wird eine sehr verschiedene sein, wenn die Dinge, die man mit "Film” bezeichnet, etwas untereinander grundsätzlich Verschiedenes sein können. Eine solche grundsätzliche Verschiedenheit besteht aber in der Tat und muß deswegen so stark wie möglich betont werden, weil eine Verwischung der Abgrenzungen weder der einen noch der andern Art zugute kommt.


Freilich ist die Trennung der Arten an vorhandenen Beispielen außerordentlich schwer nachzuweisen, weil sie bunt durcheinander und beieinander existieren und scheinbar miteinander verschmolzen sind. Trotzdem ist theoretisch und für eine Untersuchung der wesentlichen Bedeutsamkeit die Trennungslinie unbedingt zu ziehen, und es ergeben sich die beiden Bedeutungen: Film als Unterhaltungs- und Belehrungsmittel und: Film als Kunst.


Gegen diese prinzipielle Trennung des Begriffs Film in “Unterhaltung” und “Kunst” ist eine Reihe von berechtigten Einwänden denkbar. Vor allen Dingen die Fragestellung: “Warum soll ein Unterhaltungsmittel nicht Kunst sein können” oder “Warum soll Kunst nicht unterhaltend sein dürfen?”


Niemand wird die Berechtigung dieser Einwände bestreiten. Niemand wird sich auch etwas Besseres für den Film wünschen können, als daß “Unterhaltung” “Kunst” sei und “Kunst” “unterhaltend”. Eine solche chemische Bindung wäre natürlich das Ideal — in Wirklichkeit aber tritt sie nur in den seltensten Ausnahmefällen ein und wird vor allen Dingen nicht systematisch angestrebt, sondern durch ein Gemenge ersetzt, das weder schwarz noch weiß ist und in seiner Unentschiedenheit eine Buntheit vortäuscht, die kein anderes Ziel hat als das, den Käufer anzulocken. Die zu fordernde chemische Bindung zwischen Kunst und Unterhaltung hätte aber zur Voraussetzung, daß beide Stoffe von dem Hersteller des Ergebnisses “Film” als zumindest


Erste Seite (1) Vorherige Seite (324)Nächste Seite (326) Letzte Seite (464)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 325 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik