- 409 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (408)Nächste Seite (410) Letzte Seite (464)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 



DIE ZUKUNFT DER TECHNISIERUNG

VON

FRANK WARSCHAUER


I


Wir leben nach H. G. Wells in einem Zeitalter der Verworrenheit. Das ist besonders deutlich, wenn man an das Problem “Kunst und Technik” denkt. Hier ist der Einbruch der Technik in ein Gebiet erfolgt, das weniger als andere dafür gerüstet war. Es ist die gleiche Situation, wohin man sieht, ob zur Darstellung optischer oder zur Wiedergabe und Neuschaffung akustischer Vorgange.


Aber zugleich tritt mit aller Macht der Wille auf, aus der Verworrenheit zur Klarheit zu gelangen und der neuen Möglichkeiten, die uns in die Hand gegeben sind, Herr zu werden. Wie kann das geschehen?


Der erste Schritt ist naturgemäß Einsicht: Und dieser Aufgabe ist das vorliegende Buch gewidmet. Hier soll nun auf ein wesentliches Moment solcher Einsicht hingewiesen werden, das im allgemeinen bei unsern Überlegungen mehr als richtig zurücktritt. Es handelt sich darum, daß der Versuch unternommen werden soll, die ganzen Vorgänge, um die es sich handelt, in einem größeren Zusammenhang zu erfassen, und zwar derart, daß ihr Charakter als der einer kontinuierlichen Entwicklung deutlich in Erscheinung tritt.


Es ist merkwürdig, wie verhältnismäßig selten eine solche Betrachtungsweise angewandt wird. Dabei ergibt eine einfache Überlegung, daß es nicht möglich sein kann, ohne sie auszukommen. Der Einbruch der Technik in das Gebiet künstlerischer Wiedergabe und Produktion ist in seiner heutigen Form relativ neuen Datums. Er beginnt mit dem Aufkommen des Films und des Grammophons. Wenn es schon an sich deutlich sein mußte, daß man es hier mit den allerersten Anfängen zu tun hat, so hat dies die Entwicklung in den letzten fünfundzwanzig Jahren so deutlich gezeigt, daß man darin den Ausgangspunkt notwendiger Erkenntnisse erblicken muß. Es ist charakteristisch, daß es unmöglich ist, sich diesen Vorgängen zu nähern, ohne den Begriff “Entwicklung” einzuführen; damit ist zunächst einmal deutlich geworden, daß


Erste Seite (1) Vorherige Seite (408)Nächste Seite (410) Letzte Seite (464)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 409 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik