- 10 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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2. Zum Verstehensbegriff in Sprache und Musik: die Objektseite

Wie sehen die sprachlichen und musikalischen Strukturen aus, die der Hörer wahrnimmt, verarbeitet und schließlich versteht? Nach einer kurzen Vorstellung des methodischen Vorgehens (Kap. 2.1) werde ich mich zunächst der Beschreibung des Sprachsystems zuwenden (Kap. 2.2), an-schließend derjenigen musikalischer Strukturen (Kap. 2.3). Im letzten Unterkapitel (2.4) werden schließlich die Gemeinsamkeiten der beiden Gebiete resümiert.

2.1 Methodischer Ausgangspunkt: Verstehen als Gegenstandsbereich psychologischer Forschung

Um pädagogisch und therapeutisch nutzbringende Überschneidungen bei der psychologischen Verarbeitung von Sprache und Musik systematisch aufzudecken, liegt es nahe, in der psychologischen Forschung nach Ansätzen zu suchen. Schließlich hat jedes psychologische Forschungsgebiet zum Ziel, Regelhaftigkeiten solcher Verarbeitungsprozesse aufzudecken. Der Weg dorthin führt immer über zwei Gegenstandsbereiche:

"den Menschen, von dessen Handlungen ein Bereich als Untersuchungsgegenstand in den Mittelpunkt gerückt werden kann (Subjektbereich), und die Welt der Objekte, mit denen der Mensch sich handelnd auseinandersetzt, aus der eine Klasse als Untersuchungsgegenstand definiert werden kann (Objektbereich)." (Stoffer 1979, S. 1)

Anders ausgedrückt: Will man psychische Vorgänge verstehen lernen, so muß man zum einen das objektiv beobachtbare Gebilde selbst - in unserem Falle Sprache bzw. Musik - untersuchen, zum anderen den Men-schen als verstehendes Subjekt, der dazu fähig ist, einen Text oder ein Musikstück als zusammengehöriges, sinnvolles und möglicherweise ästhetisches Gebilde zu begreifen und nicht als eine Sammlung unkoordinierter Einzelheiten (mehr zum dialektischen Subjekt-Objekt-Verhältnis in Kap. 3.1.2). Kurz: Für die vorliegende Zielsetzung, den Vergleich von sprachlichen und musikalischen Verhaltensweisen und ihrer mentalen Vorraussetzungen, ist es von Vorteil, zunächst das vom Subjekt zu Erkennende, Spezifische der beiden Objektbereiche zu durchleuchten. Erst da-nach wird zu fragen sein, ob das Festgestellte auch beim aktuellen Hören den Verarbeitungsprozeß mit- oder sogar ausschließlich bestimmt.


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