- IV -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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Vorwort

"Das Verstehen eines Satzes der Sprache ist dem Verstehen eines Themas in der Musik viel verwandter, als man etwa glaubt." (Wittgenstein 1967, S. 266, Nr. 527)

In der vorliegenden Arbeit soll der in jüngster Zeit häufiger geäußerten Hypothese nachgegangen werden, daß zwischen der mentalen Verarbeitung von Sprache sowie der Verarbeitung von Musik weitreichende Parallelen bestehen, die man sich in der musikalischen und sprachlichen Praxis (pädagogisch und therapeutisch) zunutze machen könnte.
Es wird also in erster Linie um psychologische Hintergründe des Sprach- und Musikverstehens gehen und nur am Rande um die - vielleicht als erstes mit dem vorliegenden Thema assoziierte - Darstellung der in der Musikgeschichte verwurzelten Auffassungen von Musik als einer "Tonsprache", "Klangrede" oder "Sprache der Gefühle" (einen Überblick über historisch-ästhetische Anschauungen geben z.B. Holland 1990; Ruf 1988).

Im ersten Kapitel werden zunächst die z.Zt. in der pädagogischen und sprachtherapeutischen Praxis bestehenden Berührungspunkte zwischen Musik und Sprache aufgezeigt, die einen genaueren Vergleich mentaler Fähigkeiten motivieren.
Die Kapitel zwei bis vier bilden den Kernbereich der Arbeit, in dem die konkrete Gegenüberstellung von Sprach- und Musikverstehen erfolgt. Der Vergleich wird auf zwei Ebenen geführt (siehe Schema auf S. vi) :

Die jeweils relevanten Ausschnitte des Schemas werden den einzelnen Kapiteln erneut als "Wegweiser" vorangestellt.

der Objekt- und der Subjektebene. Auf der ersten, theoretisch-analytisch orientierten Ebene (Kap. 2), wird vom Hörer (generell) abstrahiert, und nur die objektiv beschreibbaren (klanglichen, semantischen, syntaktischen, pragmatischen) Gemeinsamkeiten von sprachlichen und musikalischen Gebilden kommen zur Darstellung. Die Möglichkeit einer eingeschränkten Übertragung linguistischer Beschreibungsmethoden auf die Beschreibung von Musik steht im Mittelpunkt dieser Ausführungen, die in die abschliessende Fragestellung münden, ob auch im Falle des Hörens von Musik von "Verstehens"-Prozessen gesprochen werden kann.

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