- 258 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Hartmuth Kinzler
Vier Quintfallsequenzenfälle und ein Beinahe-Quintparallelenfall
Notizen aus der musiktheoretischen Provinz zu Chopin, Bach, Brahms, Beethoven und Mozart

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Der Verfasser dankt Max Haas, der einen Aufsatz Musik und Sprache – Musik als Sprache mit einem ähnlich lautenden Untertitel versah (Schweizer Jahrbuch für Musikwissenschaft. Neue Folge, Bd. 20 [2000], S. 85–142), für seine Bereitschaft, das Wortspiel aufgreifen zu dürfen: der vorliegende Aufsatz bemüht sich um die Analyse von Tropfen (auf nicht mehr ganz heißen Steinen).
Wer in einer Schrift des Titels »Musik und Leben« einen musiktheoretischen Beitrag unterzubringen wünscht, sollte dies zumindest mit einigen Worten vorab begründen. Scheint doch das Grau der Theorie dem Grün des musikalischen Lebens entgegensetzt, ja sogar die Konzentration auf Musik allein, d. h. ohne das in ihr wie auch immer aufscheinende »wirkliche Leben« mit einzubeziehen, gilt als unzulässig: Wer nur von Musik alleine etwas versteht – so das Eislersche Verdikt –, verstünde auch von dieser nichts2
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Jean-Noël von der Weid merkt im Zusammenhang mit dem Œuvre von Mathias Spahlinger an: »Le célèbre apophtègme de Hanns Eisler : celui qui ne comprend que la musique ne comprend rien à la musique, requiert ici un additif : celui qui ne comprend la musique que politiquement ne comprend rien à la politique.« (La musique du XXe siècle, Paris: Hachette 1977, S. 270.)
. Nun ist für jemanden, der Musiktheorie an einer Universität unterrichtet, an der sowohl Schulmusiker als auch Musikwissenschaftler ausgebildet werden, eben dieser Theorieunterricht halt auch Teil des Lebens, seines Lebens, und wenn dies Unterrichten ernsthaft geschieht, ist es auch nicht nur eine Randepisode, die es zwar vertraglich abzuleisten gelte, an der aber nicht das Herz – das wirkliche Leben – hängt, sondern einer der Mittelpunkte seines Denkens in Musik3
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Zur Beschreibung dessen, was im Musiktheorieunterricht zu geschehen hat, siehe auch Haas, a. a. O. (s. Anm. 1), S. 89 f.
. Damit wäre eine erste Begründung genannt. Der eigentliche und ausschlaggebende Grund allerdings besteht darin, daß jener Unterricht in Musiktheorie die mit dem Band zu Ehrende gemeinsam mit dem Autor jeweils in Parallelveranstaltungen ableistete – sozusagen ein Stück gemeinsames »Leben« in gutnachbarlicher Beziehung. Dabei konnte es natürlich nicht ausbleiben, daß man sich darüber absprach, wie der meist leider auf nur zwei Semester zu verteilende Stoff den einzelnen Teilabschnitten zugeordnet würde, auf daß wenigstens ein eventuell gewünschter Wechsel vom einen Lehrer zum anderen problemlos vonstatten ginge. Bei einer solchen Besprechung stellte sich heraus, daß das Kapitel Sequenzen – insonderheit Quintfallsequenzen

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