die jeweils (wie zuvor auch schon) einen
halben Takt umfassen, sind [IV]-VII 7-III-VI 7-II-V 7. (Die Dreiklänge und Septakkorde
haben durch die spezielle Führung der Sechzehntel der linken Hand jeweils einen
zwischengeschalteten Mediantklang auf der dritten Zählzeit, so daß auch eine Stufenfolge
IV-II-VII 7-III-I-VI 7-II-VII-V 7 unterlegt werden kann.) Danach eine weitere Ausdehnung
dieses Halbschlusses in A-Moll mit Doppeldominanten bis zum Beginn der
Reprise.
Schluß-Resümee: »Musik« mit Quintfallsequenzen hat ein »Leben« durchaus auch
außerhalb des Harmonielehreunterrichts – und lebt damit, zumindest bei den Meistern
der Tonkunst, nicht schlecht.
Nachtrag Juli 2003
Wie das »Leben« so spielt – kurz vor Drucklegung stieß ich in einem Seminar über
Mozarts späte Symphonien auf zwei Quintfallsequenzenfälle, die es wert sind, an dieser
Stelle erwähnt zu werden. Zum einen: Im ersten Satz der G-Moll-Symphonie KV 550 ist
eine reale Quintfallsequenz konstitutiv für den Nachsatz des Seitensatzthemas (Takt
48 f.). Bei dessen unmittelbarer Wiederholung erfolgt – darin der zentralen Idee des
Brahms-Beispiels nicht unähnlich – eine Veränderung: zur chromatischen Oberstimme
tritt eine zweite chromatische Linie (Violine II, Takt 56 f.) in parallelen übermäßigen
Quarten (alternierend mit verminderten Quinten) hinzu. Die Quintfallmechanik
greift hinüber in den anschließenden Formteil; die Reprise kennt wiederum eine
andere Führung der Nebenstimmen (auch die Harmonik ist dort geringfügig
geändert).
Zum andern: In einem Rückleitungsteil der Durchführung des zweiten Satzes eben dieser
Symphonie (Takt 67 mit Auftakt) halbiert Mozart die Anzahl von 12 Quintschritten, die
erforderlich wären, um bei einer realen Sequenz wieder zum Ausgangsakkord (G7)
zurückzugelangen, indem er in der Mitte eine Tritonus-Substitution vornimmt (statt
eines B-Dur-Septakkordes mit fehlender Quinte steht der E-Dur-Septakkord mit
weggelassenem Grundton und tiefalterierter Quinte im Baß). Diese enharmonische
Umdeutung war nicht nur wiederum im Brahms-Beispiel anzutreffen (F7/H7), sondern
ist auch zentrales Element in der Altmann-Novelle am Ende diese Bandes. Letztes
Detail: der dafür nötige Umdeutungsvorgang (gis = as) ist bei Mozart gesplittet – die
zweite Klarinette notiert b = klingendes as, die Violinen zur gleichen Zeit bereits
gis!
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