1) . . . falsch: es sei die Nase, welche das Unheil wittere . . . was tun denn Polizisten und
neugierige Nachbarn, wenn sie verdächtigen Spuren nachgehen? Sie schnüffeln . . . na
bitte! Und in zärtlichen Stunde schnuppere man die schlafwarme Haut einer schönen
Frau . . .
MUSIK: dito wie eine Erinnerung, Schlußtakte
2) . . . aufhören! Das sei ja nicht mehr anzuhören! . . .
1) . . . um ehrlich zu sein, sagt der schwer angegriffene Referent, er könne wissenschaftliche
Dilettanten partout nicht riechen . . . à propos ,riechen‘: Heinrich IV. schickte seiner
Geliebten Gabrielle d’Estrées folgenden Brief: »Waschen Sie sich nicht mehr, meine
Liebe, ich komme in acht Tagen!« . . .
2) . . . Unerhörter Tumult im Saal, erregtes Türenschlagen, laute Beleidigungen,
darunter solche wie »Rotznase« oder »Eselsohr« noch die harmlosesten sind
. . .
1) . . . falls man unsere Meinung dazu wissen möchten: ein höchst peinlicher Streit
. . . überflüssig wie manches im wissenschaftlichen Disput . . .
2) . . . denn Ohren und Nase sind die sensiblen Ecken eines gleichschenkligen Dreiecks:
ebenbürtige Fixpunkte im Koordinatensystem unserer schwer begreiflichen Gefühle und
unserer ebenso schwer beschreiblichen Empfindungen . . .
MUSIK: ein paar Takte Debussy, Prélude I, 4
1) . . . gebildete Japaner sagen »Monko«, d. h. sie »lauschen« den Düften mit ihren
Ohren, und mit ihren hochempfindlichen Nasen »riechen« manche Franzosen den
minzigen oder zimtigen oder pudrigen Charakter einer luftleichten Musik . . . “ les
sons et les parfums tournent dans l’air du soir ” . . . das übersetze man mal ins
Niederrheinische, dann ahnt man, wie weit die anderen uns schon voraus sind
. . .
2) . . . aber davon hatte man freilich noch keine rechte Vorstellung im Jahr 1792, als im
Schatten des Domes das »Cöllnisch Wasser« kreiert wurde und mit der Nummer des
Geburtshauses in der Glockengasse seinen unvergeßlichen Namen bekam: »4711«
. . .
MUSIK: Beethoven, Klavier-Trio Nr. 3, c-Moll, op. 1, 3. Satz (kurz)
2) . . . sein Duft-Charakter ist bis auf den heutigen Tag gleichgeblieben: leicht und
erfrischend, beschwingt und belebend, zitronenartig mit feinen krautigen