bekannten Vorgänge um die einige Monate später erfolgte ideologisch
intendierte Umwandlung der Zwickauer Robert-Schumann-Gesellschaft in
die nun so genannte Deutsche Robert-Schumann-Gesellschaft (DRSG)
dokumentiert. 2
Bundesarchiv [im folgenden: BArch], R 56 V/28. Johst an Dost vom 25. Januar 1943,
Bl. 59. In einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung Zwickau vom 17. Februar 1997
(PD-Nr. 116, Blatt-Nr. 128/29) »Schumann-Gesellschaft feiert Jubiläum« heißt es, die
1920 gegründete Gesellschaft habe »nach dem Zweiten Weltkrieg eine Unterbrechung ihrer
Tätigkeit« erfahren, 1949 dann aber wieder »im Rahmen des Kulturbundes« zu arbeiten
begonnen, sei jedoch erst 1957 »erneut als Institution« gegründet worden. Der Dresdener
Musikwissenschaftler Dr. Karl Laux wurde nun zum Vorsitzenden der Gesellschaft ernannt
und blieb ihr bis zu seinem Tode (1978), zuletzt als Ehrenpräsident, treu. Laux hatte »bereits
der ,alten‘ [der DRSG; RD] Schumann-Gesellschaft als Schriftführer gedient«.
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Die Vorgänge sollen im folgenden gerafft und chronologisch geschildert werden, wobei
vor allem Ewald Dosts Verwicklungen im Gestrüpp des kulturpolitischen Kompetenz-
und Einflußgerangels verschiedener NS-Institutionen sowie die Rolle Hanns Johsts in
diesem Zusammenhang von Interesse sind.
Der um die kulturelle Bedeutung seiner Stadt sich mühende Oberbürgermeister Dost war
offenbar der Initiator der Umwandlung oder auch Neugründung, wie es zuweilen in den
Korrespondenzen hieß. Gut zwei Wochen nach jenem Brief, am 11. Februar, antwortete
Dost und erläuterte Johst (den er sich als Präsidenten der neuen DRSG wünschte),
warum er ihn einige Tage zuvor telegraphisch ersucht hatte, die ihm zugesandten
Briefe an die vorgeschlagenen Beiräte der DRSG noch nicht abzuschicken (u. a.
Rust und Furtwängler). Nach Rücksprache mit dem Reichsministerium für
Volksaufklärung und Propaganda habe er erfahren, daß sich Goebbels »Veränderungen
der Beiräte« noch vorbehalte. Er bitte ihn, Johst, nun jedoch, die Schreiben,
»bis auf Frau Elly Ney, absenden zu wollen«. An deren Stelle beabsichtige das
Ministerium voraussichtlich Professor Gieseking vorzuschlagen; außerdem sei dort der
Wunsch ausgesprochen worden, neben Johst als »Präsidenten der Deutschen
Robert-Schumann-Gesellschaft« noch zwei Vizepräsidenten zu berufen, von denen der
eine, wie im Satzungsentwurf bereits vorgesehen, Dost selbst in seiner Eigenschaft als
Oberbürgermeister der Stadt Zwickau, der zweite jedoch ein musiksachverständiger
Vertreter des Propagandaministeriums sein solle. Für diesen Posten schlage man dort
den Oberregierungsrat von Borries vor, der selbst »anerkannter Komponist«
sei.3
BArch, R 56 V/28, Bl. 55 f.
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Schon vier Tage später mußte Dost dem »Gruppenführer« und »Pg.« Johst
weitere vom Ministerium verfügte Modifikationen mitteilen. Furtwängler
solle nun doch nicht in den Beirat berufen werden, weil der bereits »bei
verschiedenen Gesellschaften als Präsident oder als aktives Mitglied verpflichtet
ist«;4
Über weitere, wesentliche Motive, Furtwängler nicht in den Beirat zu berufen, kann hier nur
spekuliert werden. Die ambivalent anmutende Haltung des »Staatskapellmeisters des Dritten
Reiches« (Zuckmayer), der sich nicht nur für jüdische und andere verfolgte Künstler einsetzte,
sondern zuweilen auch den offenen Widerspruch zum Regime wagte (Fall Hindemith), sich
andererseits aber auch zum musikalischen Großrepräsentanten Nazideutschlands machen ließ
(s. dazu Fred K. Prieberg, Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich, Wiesbaden
1986), mag im Propagandaministerium auf entsprechende Aversionen gestoßen sein.
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