Macpherson (1865-1941) hat die musical appreciation -Idee über viele Jahre propagiert und durch Veröffentlichungen belegt. Arbeiten aus späteren Jahren, z.B. The Appreciation Class - A Guide for Music Teachers (1923), wurden sehr erfolgreich und sind z.T. noch heute bekannt. Aus heutiger Sicht blieb der Professor für Harmonielehre und Kontrapunkt an der Royal Academy of Music allzu sehr in seinem fachlichen Denken befangen, als daß ihm der einseitige (und deswegen sterile) methodische Zugriff über Analyse und Formenlehre hätte fragwürdig werden können. Macphersons Hauptverdienst liegt im Werben für das Studium großer Musik, "ohne sie durch kindliche Fingerplackerei zu verderben", d.h. ohne das Repertoire an die eigene Darstellungsfähigkeit (oder -unfähigkeit) zu binden. [1]

Wenngleich die musical appreciation-Bewegung in den 20er Jahren durch andere "Bewegungen" relativiert wurde, so war der ihr innewohnende Wahrheitsgehalt überzeugend genug, um musical appreciation zu einem bis heute nicht mehr aufgegebenen Teilbereich des schulischen Musikunterrichts zu machen.

Zusammenfassend wird man mit aller Vorsicht sagen können, daß die musical appreciation-Idee in Amerika der Verbreitung musikalischer Reproduktionsgeräte unmittelbar folgte und dann in Wechselwirkung zu ihnen trat. Von dort gelangte sie nach England. Eine ähnlich grundsätzliche und umfassende Entwicklung hat es in Deutschland damals nicht gegeben, obwohl die personellen Gegebenheiten nicht schlechter und die apparativen Voraussetzungen zum Teil sogar besser waren.

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[1] Vgl. John Moutrie S.82, Anm.2, S.63