von
Klängen übermittelt werden, wie beispielsweise die kulturübergreifende Existenz von
Wiegenliedern beweist. Die Wirkung von Musik ist dabei neben anderen Parametern
auch durch ihre zeitliche Gestaltung beeinflusst, die nachweislich dazu in der Lage ist,
Körperrhythmen zu verändern:
Die Fähigkeit des Rhythmus, muskuläre
Spannung- und Entspannungsvorgänge zu synchronisieren, kommt schon in
Marsch- und Tanzmusik oder auch in Arbeitsgesängen zum Tragen. Sie
fixieren den Organismus in Bewegungsabläufen und entziehen ihn damit
bewussten Entscheidungsprozessen. Aber die Wirkung des Rhythmus geht
noch wesentlich über die Koordination sichtbarer Bewegungen hinaus,
denn durch äußere akustische Taktgeber können unbewusste, periodisch
ablaufende vegetative Funktionen – z. B. Atmung, Puls, Blutkreislauf und
die elektrische Aktivität des Gehirns – in hohem Ausmaße beeinflusst werden
(Hesse 2003, S. 51; vgl. auch Harrer 1982, S. 39ff.).
Die kommunikative Funktion von Musik
Eckart Altenmüller weist darauf hin, dass das Phänomen Musik seinen Ursprung in den
so genannten Trennungsrufen der frühen Menschen haben könnte (vgl. Altenmüller
2001, S. 31). Diese Trennungsrufe dienten dem Zweck, den Kontakt zwischen Mutter und
Kind trotz räumlicher Entfernung herzustellen. »Ruft die Mutter das Baby, stellen sich
dessen Haare auf und wärmen das Kind.« (ebd.). Hier wird eine zwar nicht-sprachliche,
aber dennoch kommunikative Funktion von Musik beschrieben. Sinngemäß teilt die
Mutter ihrem Kind mit: ›Hab keine Angst, ich bin noch da!‹. Der Informationsgehalt
von Musik ist also eher emotionaler Art, es werden weniger Sachinformationen
übermittelt, sondern mehr Stimmungen und Gefühle übertragen. Auch Herbert Bruhn
(1989) betont die verbindenden Elemente von Musik, Emotion und Sprache: für alle drei
Bereiche ist von perzeptiven, kognitiven und affektiven Anteilen auszugehen (vgl. ebd.,
S. 92f.).
Sprache und Musik zeichnen sich also einerseits durch die Gemeinsamkeit des
klanglich-zeitlichen Ablaufs und andererseits durch ihre kommunikative Funktion aus.
Diese Gemeinsamkeiten stärken die Vermutung einer ähnlichen funktionellen
Verarbeitung im Gehirn. Tatsächlich stützten frühe Läsionsstudien die Annahme
gemeinsamer Lokalisation, weil Personen, die nach einer Hirnverletzung bzw. einem
Schlaganfall in ihrer Sprache bzw. ihrem Sprachverstehen beeinträchtigt waren, häufig
auch einen Teil ihrer musikalischen Fertigkeiten verloren.
Die Sprachzentren der linken Hemisphäre
Sprache wird bei den allermeisten Menschen »im Bereich der linkshemisphärischen
hinteren Schläfenwindung« (Altenmüller 2001, S. 33) verarbeitet. Hier liegt das so
genannte Wernicke-Zentrum, das maßgeblich für die Sprachwahrnehmung zuständig ist.
Das Wernicke-Zentrum steht in enger funktionaler Verbindung mit dem so genannten
Broca-Zentrum im unteren Stirnhirn, das die motorischen Anteile des Sprechens
steuert.
Das Broca-Zentrum kann aus nahe liegenden Gründen seine Funktion als
Initiator des Sprechens nur sinnvoll in Zusammenarbeit mit dem Wernicke-