- 167 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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in kleinen Schritten zu gestalten. Selbst für Erwachsene wird es leichter sein, zunächst mit den oberen Extremitäten am Platz zu agieren, als gleich in eine zeitlich gestaltete Fortbewegung zu gehen.
Auch in den Lernprozessen Erwachsener ist es hilfreich, die Prinzipien der motorischen Entwicklung im Kindesalter zu beachten.

8.2.3.  Rhythmus, Wechselwirkungen und Interaktion

Körperrhythmen sind komplexe Systeme, die in vielfältige Wechselwirkungen miteinander treten. In der Sprache der Sportwissenschaften werden Zeitmuster, die durch physiologische Gesetzmäßigkeiten oder äußere Bedingungen festgelegt sind, als Objektrhythmus bezeichnet (vgl. Abschnitt 4.5.1). Sowohl musikalische Rhythmen als auch die zu deren Ausführung notwendigen Spielbewegungen können in diesem Sinne als Objektrhythmus, als verbindlichen Gesetzen gehorchend, angesehen werden. Dem gegenüber entsteht ein so genannter Subjektrhythmus dann, wenn ein Objektrhythmus individuell gestaltet wird. Letztlich werden die Ebenen der Objekt- und Subjektrhythmen wegen der beschriebenen Wechselwirkungen immer miteinander verschwimmen. Für musikpädagogische Prozesse liegt in diesen gegenseitigen Einflussnahmen, in der Interaktion aber auch eine große methodische Chance. Denn dem gestalteten Rhythmus (um den sperrigen Begriff Subjektrhythmus zu vermeiden) ist eine Schlüsselfunktion inhärent, insofern als dieser sowohl mit der eigenen als auch einer anderen Person interagieren kann.

Wechselwirkungen innerhalb der eigenen Person Die Tatsache, dass Körperrhythmen miteinander in Beziehung treten, bietet sich zunächst nicht mehr als zur Kenntnisnahme an. Auf den zweiten Blick eröffnet sich eine besondere Chance in der Gestaltung von Rhythmen mit Hilfe von Betonungssetzung. In musikbezogenen Unterrichtsprozessen ist es eine geläufige Erfahrung, dass eine deutliche Akzentgestaltung nicht nur dem Verstehen sondern auch der Wiedergabe eines Rhythmus hilft. Ebenso profitiert die Bewegungsgenauigkeit davon, wenn klare Betonungen angesteuert werden können. In diesem Zusammenhang sei auf die in Abschnitt 5.4.1 dargestellte Erkenntnis verwiesen, dass eine deutliche Akzentuierung Stotternden hilft ihren Sprachablauf flüssig zu gestalten. Die Fähigkeit zu sinngebender Sprachbetonung liegt allerdings nicht von Lebensbeginn an vor, sondern reift um das vierte Lebensjahr herum heran. Letztlich hilft die eindeutige Betonungssetzung im Musizieren nicht nur den ›sachlichen‹ Rhythmen wie Musikrhythmus und Bewegungsrhythmus, sondern bedingt gleichzeitig auch eine ästhetische Qualität. Denn nicht die beliebige Aneinanderreihung von Tönen macht deren Wirkung aus. Eindrucksvoll wird Musik dann, wenn sie absichtsvoll gestaltet ist, wenn individuelle, nicht beliebig austauschbare Interpretationen zustande kommen.

Interaktion mit einer anderen Person Durch prägnante Ausführung rhythmischer Vorgaben kann die Lehrperson einen verbindlichen Musikrhythmus (Objektrhythmus) durch ihre individuelle Gestaltung ein besonderes Gesicht geben. Hier


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