- 229 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Die folgende Verlaufsbeschreibung geht von einer Gruppe aus, deren Kinder ungefähr zwei Jahre alt sind. Es handelt sich um ein Modell, das den praktischen Gegebenheiten angepasst werden soll. Gut denkbar ist, dass die beschriebenen Elemente sich (mit Variationen) über eine Sequenz von mehreren Stunden erstrecken.

Die erste Unterrichtsphase dient der Begrüßung und Einstimmung, dabei sitzen alle gemeinsam im Kreis. Die Lehrkraft hat einen Wattebausch mitgebracht und präsentiert ihn der Gruppe als ›Schneeflocke‹. Sprachlich und gestisch macht sie das Besondere dieses Objekts deutlich und gibt ihn schließlich mit folgenden Worten weiter: »Flieg, flieg, Schneeflocke flieg, bis du bei (Name des Kindes) und (Name der Bezugsperson) liegst!« (). Der Rhythmus wird an den entsprechenden Stellen so angepasst, dass sich die Namen gut integrieren lassen. Je nach Stimmung der Kinder nehmen diese mehr oder weniger aktiv an der Begrüßung teil. Auf jeden Fall wird jedes Kind mit Namen angesprochen, gestisch mit einbezogen und auch mit dem Wattebausch an Händen, Gesicht, Hals oder anderen zugänglichen Stellen berührt. Immer wenn die ›Schneeflocke‹ weitergegeben wird, erklingt dazu der Vers, die Lehrkraft unterstützt durch gut akzentuiertes Mitsprechen den Rhythmus.

Die Begrüßung verfolgt mehrere Ziele. Besonders wichtig ist zu Stundenbeginn die soziale Ebene: alle Anwesenden sollen ›innerlich ankommen‹ und das Gefühl entwickeln, dazuzugehören. Dafür ist es wichtig, dass jeder und jede Anwesende mit Namen angesprochen wird, auf diese Weise wird Wertschätzung und Anerkennung übermittelt. Die Namensnennung fördert auch den Gruppenzusammenhalt untereinander: es ist wesentlich leichter miteinander (oder auch voneinander) zu sprechen, wenn alle sich gegenseitig mit Namen bekannt sind.

Das Weitergeben der ›Schneeflocke‹ sowie die fortlaufende Ansprache untereinander ist ein wichtiger Baustein zum kommunikativen Verhalten. Für die Erwachsenen erleichtert die gebundene, von der Lehrkraft vorgegebene Form das In-Kontakt-treten untereinander. Für die Zuwendung zu den Kindern steht die musikalisierte Form der Ansprache im Vordergrund, denn Kinder beachten den großräumigen melodisch-rhythmischen Verlauf von Äußerungen mehr als die eigentlichen Wortbedeutungen.

Gleichzeitig stimmt die Begrüßung in die Thematik der Stunde ein: Interesse – vielleicht sogar Neugier und Faszination – für den weiteren Verlauf werden geweckt. Positive emotionale Gestimmtheit macht das Sammeln von Erfahrungen, das Lernen, überhaupt erst möglich.

Auf der musikalischen Ebene beinhaltet die Einstiegsphase die Präsentation eines Sprechrhythmus im Dreiertakt. Dieser wird mimisch-gestisch verdeutlicht. Somit wird Rhythmus auf verschiedenen Ebenen erlebbar: durch Hören und Sehen, über Körperberührung und die Erfahrung von verschiedenen Körperspannungen.

Nun bekommt jedes Paar eine eigene ›Schneeflocke‹. Die Lehrkraft kann das Austeilen wieder mit dem Vers begleiten. Zunächst hat jedes Paar Gelegenheit, den Wattebausch für sich zu entdecken. Die Kinder werden wahrscheinlich Aktionen probieren wie Werfen, Balancieren, Wegpusten, knüllen oder zerfleddern, die


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