- 238 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Konzentration und die Erlebnistiefe des aktuellen Musizierens auswirkt. Es muss allerdings damit gerechnet werden, dass die Kinder (zunächst) nicht gleichzeitig singen und die Bewegungen ausführen. Daher ist es sinnvoll, beide Bereiche auch getrennt zu üben. Aus dem Wissen heraus, dass sich Gesten und Sprache bzw. Singen gegenseitig unterstützen, sollten jedoch beide Handlungsweisen bald wieder kombiniert werden. Die Erfahrung des synkopischen Rhythmus zu Anfang des Liedes wird durch den mitvollzogenen Grundschlag intensiv spürbar. Mit vergleichsweise einfachen Mitteln wird eine rhythmisch anspruchsvolle Zweistimmigkeit (gesungener Rhythmus plus Rhythmus der Klanggesten) erarbeitet. Durch das gemeinsame Tun in der Gruppe intensiviert sich die Wahrnehmung des rhythmischen Geflechts. Wird die rhythmische Aktivität auf die Instrumente verlagert, profitieren die Kinder von diesen Vorerfahrungen.

Mit dem Stichwort ›Drachen‹ aus dem Liedtext erinnert die Lehrkraft nun daran, dass die tapferen Ritter ja den Drachen im Finsterwald zähmen wollten. Sie erklärt, dass sich die Ritter in ihren Rüstungen dazu sehr leise an den schlafenden Drachen heranschleichen müssen. Mit den Klängen von Zauber-Instrumenten wird dieser vorsichtig geweckt und speit sein gefährliches Feuer. Dann muss er unbedingt durch die zarten Klänge beruhigt und wieder in Schlaf versetzt werden. Anschließend können sich die Ritter so leise zurückziehen, wie sie gekommen sind.

Ein musikalischer Ablauf dazu könnte mit feinen Schellenklängen beginnen (das leise Klirren der Rüstungen), gefolgt oder ergänzt durch die Zauber-Instrumentenklänge: hier können Stabspiel-Glissandi oder Lotosflöten oder klingende Stäbe eingesetzt werden (je nach Vorerfahrungen der Kinder aus dem bisherigen Unterricht, auch in Abhängigkeit von der jeweils vorhandenen instrumentalen Ausstattung). Die zunächst heftigen Einwürfe des Drachens können durch ein Vibraslap oder ein großes Becken oder einen Guiro dargestellt werden, treten in Dialog mit den zarten Klängen und verlieren an Heftigkeit und Häufigkeit. Am Ende erklingen nur noch die leisen Geräusche der Rüstungen (wieder Schellen), bis auch diese schweigen.

Innerhalb dieser oder ähnlicher Rahmenhandlungen haben die Kinder Gelegenheit, frei aber doch planvoll zu agieren. Die entstehenden Spielaktionen orientieren sich am entworfenen Vorstellungsbild. Im Gegensatz zu der rhythmisch-metrisch gebundenen Phase, in der das Lied musiziert wurde, ist das Timing nun viel weniger streng vorgegeben. Trotzdem ist die zeitliche Gestaltung nicht beliebig, sie ergibt sich durch die verabredeten Verläufe und entsteht im gemeinsamen, instrumental-kommunikativen Handeln. Wenn die Zeit und die Konzentrationsfähigkeit der Gruppe es zulassen, kann den Kindern Gelegenheit gegeben werden, verschiedene Rollen zu erproben.

Nun ist es Zeit, aus dem Finsterwald nach Hause zurückzukehren. Hierzu gibt es wieder mehrere denkbare Möglichkeiten: das Reiten kann wie gehabt stattfinden, es kann wieder durch entsprechende Instrumente unterstützt werden oder auch am Platz allein durch Klanggesten und Mundgeräusche illustriert werden.

Abschließend setzen sich alle in einen Kreis. Die Lehrerin spricht begleitet von Patschen und Schnipsen/Luftgeste folgenden Vers:

Ritter, das war’n wir, mit Rüstung und mit Pferd –
sind nun zurück aus der weiten, weiten Welt.



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