Ausführungen definieren »den Rhythmus als ein Klanggebilde, das aus langsamen und
schnellen Bewegungen ebenmäßig abgemessen ist oder, was das Gleiche sei, aus
verschiedenen Stufen der Betonung und Entspannung zusammengesetzt ist.«
(ebd., S. 20). Kircher versteht unter Akzent den Zeit-, den melodischen und den
Betonungsakzent, erweitert also das elementare Prinzip von Länge und Kürze der
Antike. Auch Wolfgang Caspar Printz (1641–1717) verwendet den Hinweis ›rhythmisch‹
im Zusammenhang mit der inneren Gewichtung der Töne: »Pes Rhythmicus ist eine
Zusammenfügung etlicher Sonorum in Ansehung ihrer innerlichen Quantität« (zitiert
nach Seidel 1993, S. 22).
Begriffsverwirrung
Die Verwendung des Rhythmusbegriffs im engeren, speziellen Sinne ist in der Barockzeit
extrem vielfältig. Auf der Grundlage der antiken Theorien hat jede Epoche in ihrem
jeweiligen Kontext Definitionen hervorgebracht. Die Terminologie ist dadurch
unübersichtlich.
Kaum ein Faktor, kaum ein Moment, der in den Vorstellungsbereich des
Rhythmisch-Metrischen gehört, ist nicht irgendwann ›Rhythmus‹ oder
›Metrum‹ genannt worden: die Ordnung der Sprache, der Musik und des
Tanzes, die Verfassung der Prosa und der Poesie (das Gedicht, die Zeile,
der Versfuß und die Silbenquantitäten), die Verfassung der Musik (die
elementaren Einheiten, die satz- und zeilenartigen Abschnitte, der Takt und
die Bewegung) sowie endlich die Figuren des Tanzes. (ebd.).
Johann Mattheson nennt den Klangfuß Rhythmus und definiert in »Der vollkommene
Capellmeister«, 1739 erschienen in Hamburg:
Was ein Rhythmus sey, solches lehret uns die Prosodie, oder diejenige
Anweisung in der Sprach-Kunst, mittelst welcher festgesetzet wird, wie
man die Accente recht anbringen und lang oder kurtz aussprechen soll.
Die Bedeutung aber des Worts Rhythmus ist nicht anders als eine Zahl,
nehmlich, eine gewisse Abmessung oder Abzehlung, dort der Sylben, hier
der Klänge, nicht nur in Betracht ihrer Vielheit; sondern auch in Ansehung
ihrer Kürtze und Länge (zitiert nach Seidel 1993, S. 22).
Von den Theoretikern der Epoche wird der Rhythmus-Begriff auch im Zusammenhang
mit den Taktarten genannt (ebd.).
Aus Rhythmus wird Metrum, aus Metrum wird Rhythmus
Eine weitere, ganz eigene Verständnistradition wird von Isaac Vossius mit seinem 1673 in
Oxford erschienenen Werk »De poematum cantu et viribus rythmi« geprägt. Der an
Augustin orientierten Auseinandersetzung mit der antiken Tradition setzt Vossius
eine Begriffsbestimmung entgegen, die – trotz ihrer Eigenwilligkeit – Einfluss
auf zahlreiche Theoretiker nach ihm gewinnt, nämlich das wider die Tradition
gehende Verständnis vom Rhythmus als den Zeilen- und Satzbau betreffendem
Prinzip. Isaac Vossius möchte die Vereinigung der Pedes und ihre Beziehung oder
Proportion untereinander als Rhythmus bezeichnet sehen und nennt gelungene
Verhältnisse eurhythmisch, die anderen arrhythmisch. Das Metrum bezieht er auf das