- 24 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (23)Nächste Seite (25) Letzte Seite (264)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Ausführungen definieren »den Rhythmus als ein Klanggebilde, das aus langsamen und schnellen Bewegungen ebenmäßig abgemessen ist oder, was das Gleiche sei, aus verschiedenen Stufen der Betonung und Entspannung zusammengesetzt ist.« (ebd., S. 20). Kircher versteht unter Akzent den Zeit-, den melodischen und den Betonungsakzent, erweitert also das elementare Prinzip von Länge und Kürze der Antike. Auch Wolfgang Caspar Printz (1641–1717) verwendet den Hinweis ›rhythmisch‹ im Zusammenhang mit der inneren Gewichtung der Töne: »Pes Rhythmicus ist eine Zusammenfügung etlicher Sonorum in Ansehung ihrer innerlichen Quantität« (zitiert nach Seidel 1993, S. 22).

Begriffsverwirrung

Die Verwendung des Rhythmusbegriffs im engeren, speziellen Sinne ist in der Barockzeit extrem vielfältig. Auf der Grundlage der antiken Theorien hat jede Epoche in ihrem jeweiligen Kontext Definitionen hervorgebracht. Die Terminologie ist dadurch unübersichtlich.

Kaum ein Faktor, kaum ein Moment, der in den Vorstellungsbereich des Rhythmisch-Metrischen gehört, ist nicht irgendwann ›Rhythmus‹ oder ›Metrum‹ genannt worden: die Ordnung der Sprache, der Musik und des Tanzes, die Verfassung der Prosa und der Poesie (das Gedicht, die Zeile, der Versfuß und die Silbenquantitäten), die Verfassung der Musik (die elementaren Einheiten, die satz- und zeilenartigen Abschnitte, der Takt und die Bewegung) sowie endlich die Figuren des Tanzes. (ebd.).

Johann Mattheson nennt den Klangfuß Rhythmus und definiert in »Der vollkommene Capellmeister«, 1739 erschienen in Hamburg:

Was ein Rhythmus sey, solches lehret uns die Prosodie, oder diejenige Anweisung in der Sprach-Kunst, mittelst welcher festgesetzet wird, wie man die Accente recht anbringen und lang oder kurtz aussprechen soll. Die Bedeutung aber des Worts Rhythmus ist nicht anders als eine Zahl, nehmlich, eine gewisse Abmessung oder Abzehlung, dort der Sylben, hier der Klänge, nicht nur in Betracht ihrer Vielheit; sondern auch in Ansehung ihrer Kürtze und Länge (zitiert nach Seidel 1993, S. 22).

Von den Theoretikern der Epoche wird der Rhythmus-Begriff auch im Zusammenhang mit den Taktarten genannt (ebd.).

Aus Rhythmus wird Metrum, aus Metrum wird Rhythmus

Eine weitere, ganz eigene Verständnistradition wird von Isaac Vossius mit seinem 1673 in Oxford erschienenen Werk »De poematum cantu et viribus rythmi« geprägt. Der an Augustin orientierten Auseinandersetzung mit der antiken Tradition setzt Vossius eine Begriffsbestimmung entgegen, die – trotz ihrer Eigenwilligkeit – Einfluss auf zahlreiche Theoretiker nach ihm gewinnt, nämlich das wider die Tradition gehende Verständnis vom Rhythmus als den Zeilen- und Satzbau betreffendem Prinzip. Isaac Vossius möchte die Vereinigung der Pedes und ihre Beziehung oder Proportion untereinander als Rhythmus bezeichnet sehen und nennt gelungene Verhältnisse eurhythmisch, die anderen arrhythmisch. Das Metrum bezieht er auf das


Erste Seite (i) Vorherige Seite (23)Nächste Seite (25) Letzte Seite (264)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 24 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus