- 64 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Wie die Ausführungen zeigen, ist die zeitliche bzw. rhythmische Gestaltung von Sprache – verwoben mit anderen musikalischen Elementen – unverzichtbarer Bestandteil jeder sprachlichen Äußerung. Dabei spielt neben der Unterstützung des Sprachverständnisses und des Kommunikationsablaufes besonders auch die Vermittlung von emotionalen Inhalten eine Rolle:


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5.1.2.  Sprache als vorgeburtlich wahrgenommener Stimulus

Spüren … Hören … Speichern…

Zum Zeitpunkt der Geburt kommt das Neugeborene nicht als ›unbeschriebenes Blatt‹ auf die Welt. Schon im Mutterleib war es einer Vielzahl von Sinnesreizen ausgesetzt. Dabei erstrecken sich die frühesten Wahrnehmungsmöglichkeiten auf den Bereich des Ohres. Hier ist nicht nur der Hörsinn lokalisiert, sondern auch der Gleichgewichtssinn. Das Hörvermögen wird im dritten Schwangerschaftsmonat angelegt, im vierten Monat ausdifferenziert, und liegt im 7. Monat ausgereift vor, Reaktionen des Ungeborenen auf äußere Schallreize sind in diesem Stadium nachgewiesen (vgl. Zimmer 1984, S. 50f.; vgl. auch Tomatis 1995, S. 188, der davon ausgeht, dass das Ohr schon lange bevor der funktionelle Aufbau abgeschlossen ist, Reize verarbeitet und speichert). Dieser Entwicklung voraus geht jedoch die Ausdifferenzierung des vestibulären Apparates:

Der Nervus vestibularis (Gleichgewichtsnerv) erhält als erster Nerv seine Markscheiden (myelinreiche Nervenumhüllung). Der mit ihm so eng verwandte Nervus cochlearis (Hörnerv) tritt dagegen »erst« im 6. Monat in die Markscheidenreife ein. (Clauser 1971, S. 69).

Zu diesem Zeitpunkt arbeitet der Gleichgewichtsnerv schon zwei Monate lang. So wird der mütterliche Herzschlag zunächst als Bewegungsrhythmus über den Gleichgewichtssinn und erst später akustisch über den Hörsinn erlebt. Alfred Tomatis benennt ganz deutlich die Verarbeitung von (Sprach-)Rhythmen im Vestibularapparat:

Auf akustischer Ebene beschränkt sich die Funktion des Gleichgewichtsorgans sicherlich in erster Linie auf die Erfassung von Rhythmen. Durch die Vermittlung letzterer entsteht eine bestimmte Vorstellung vom Körper, ein Körperbild, und zwar durch die körperliche Erfassung dieser Rhythmen. (Tomatis 1995, S. 64).

… Erinnern

Neben den Geräuschen von Magen- und Darmtätigkeit, Herz- und Atemrhythmus nimmt der Fötus im letzten Drittel der Schwangerschaft vor allem die


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