- 162 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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nicht einfach zu übernehmen, sondern den eigenen Vorstellungen gemäß anzupassen.
  • Hörspielproduzenten/Collagisten: Ihre musikalische Arbeit ist außermusikalischen Kontexten untergeordnet. Ihr Vorgehen ist nicht notwendigerweise computerspezifisch, meist werden schon bei analoger Aufnahmetechnik zu findende Praktiken aufgegriffen. Die Einbeziehung des PCs hilft jedoch, die Arbeit zu erleichtern und die Klangqualität zu verbessern.
  • So heterogen aber die Intentionen und Qualitätsansprüche dieser PC-Musiker auch sein mögen, so deutlich zeigt sich doch eine Gemeinsamkeit: Wunsch ist es immer, Eigenes zu schaffen (oder doch zumindest: Vorhandenes den eigenen Vorstellungen folgend zu verändern). Arbeit mit Recording-Programmen ist produktiv, nicht reproduktiv angelegt. Unabhängig von einer qualitativen Bewertung des hierbei entstehenden Materials und der Frage nach seiner tatsächlichen Originalität, ist dies erst einmal positiv zu bewerten, zeigt sich hierin doch das Interesse an der aktiven Partizipation an Kultur.

    Die Arbeit mit PC-gestützten Recording-Systemen wird von den meisten der hier interviewten Musiker als Mehrwert erlebt. Dieser kann in dem im Vergleich zu analogem Equipment verbesserten Soundstandard begründet sein, also darin, »dass Leute, die als Amateure arbeiten, nun auch professionelle Klangqualität zur Verfügung haben« (Pablo T.). Ein Mehrwert kann auch darin liegen, dass neue Handlungsoptionen erschlossen werden, indem es nun möglicht ist, mittels Mehrspurtechnik Song- und Arrangementstrukturen Schicht um Schicht zu entwickeln und wie einst die Homerecording-Pioniere Les Paul und Pete Townshend in den eigenen vier Wänden Musik zu produzieren. Mehrwert kann sich aber auch darin ausdrücken, dass neue organisatorische Kontexte erschlossen werden, die veränderte Formen der Projektarbeit bis hin zum Ideenaustausch mit Musikern in der ganzen Welt via Internet erlauben – oder aber ein autarkes Arbeiten auch ohne Band oder Ensemble. Für einige der interviewten Musiker wiederum liegt der Mehrwert darin, dass ihre Kompetenzen im Umgang mit dem Musikinstrument Computer es überhaupt erst möglich machen, auch ohne das Spiel herkömmlicher Instrumente musikalisch aktiv zu sein.

    Trotz der zentralen Bedeutung, die das Umgehen mit technischen Medien einnimmt, ist in der Stichprobe keineswegs ein übermäßiger »Technikfetisch« festzustellen, wie er in der Studie von Olk (2000, 121) ausgemacht wurde. Inwieweit Instrumentalspiel oder aber Programmierarbeit im Vordergrund stehen, hängt naturgemäß von individuellen Fähigkeiten und natürlich auch von der gewählten Stilistik ab. Insgesamt herrscht eine als pragmatisch zu bezeichnende Einstellung zur Technik vor. Sie ist »Werkzeug« und »Mittel zum Zweck«, nicht Selbstzweck. Das Umgehen mit der Technik (wie auch das Erlernen der zu ihrer Bedienung erforderlichen Kenntnisse) ist in starkem Maße von Experiment und Improvisation geprägt. Bei der Arbeit mit MIDI überwiegt – mit der Ausnahme der Schlagzeug-Programierung – das ›live‹ Einspielen von Eventdaten, auch wenn vielen der Umgang mit dem Controller Keyboard Probleme bereitet. Hierbei wird hörend komponiert. Auch die Bearbeitung von Audio-Samples erfolgt überwiegend nach auditiven Kriterien. Nur selten, und dies vorzugsweise bei den eher den Bastlern zugehörigen Musikern,


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