- 16 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
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"Tempo" im traditionellen Verständnis, unabhängig bleiben die rhythmischen und metrischen Proportionen innerhalb des Werkes. Im Hinblick auf die Musik ist der Faktor "Zeit" also von doppelter Bedeutung: "... einmal durch die Wahl eines bestimmten (effektiven) Zeitmaßes in seiner Funktion als muskalisches Tempo, ein andermal durch die Wahl eines bestimmten (inneren) Zeitmaßes in seiner Funktion als Ordnungsprinzip der Verhältnisse von Intervall und Zeit" (B. A. Zimmermann, "Intervall und Zeit" 13). Unter Bezug auf Kants Erkenntnistheorie definiert Zimmermann Intervall und Zeit als "apriorische Anschauungsformen". Sie sind gleichsam Bedingung der Möglichkeit elementarer musikalischer Erfahrungen. Durch den "inneren Sinn" bringt der Hörer den "Stoff der Sinnlichkeit" in eine Ordnung.

     Effektive Zeit und innere Zeit sind im "musikalischen Zeitbewußtsein" definiert. Ihm weist Zimmermann eine regulierende Funktion für die Musikerfahrung und das Musikerleben zu. Beide Formen der Zeit können in der Musik übereinstimmen, wenn Metren, Rhythmen und Einsatzabstände, Zeit- und Intervallverhältnisse in einer einzigen Proportion als übergreifender Zeitstruktur verbunden sind. Bewegung ist für Zimmermann intervall- und zeitübergreifende zentrale Kategorie aller Musik:


Welcher Art ist nun die Ordnung, die Musik zwischen dem Menschen und der Zeit setzt? Ganz allgemein eine Ordnung der Bewegung, die auf besondere Weise Zeitlichkeit zum Bewußtsein bringt und den Menschen so in einen Prozeß des inneren Erlebens von geordneter Zeit hineinbezieht; die auf Grund ihrer Kommunikation mit den Grundformen der menschlichen Erfahrung überhaupt in tiefste Erlebnisbezirke hinabreicht; die den Menschen in seiner ganzen Wesenheit erfaßt und ihm, jenseits der Erscheinungsformen der Zeit  in ihrem Ablauf in der Musik, die Zeit als umfassende Einheit zum Bewußtsein bringt.

(B. A. Zimmermann, "Intervall und Zeit" 14)


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