- 26 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
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Aber so bald mußt du fort.. (Rauschen)

(Sie hält an, sieht um sich und lauscht einen Augenblick) Rufst du?

(Wieder träumend) Und bis zum Abend ist es so lang..

(Leichter Windstoß)

(Sie sieht wieder hin) Aber der Schatten kriecht doch!..

Gelbe, breite Augen

(Laut des Schauderns) So vorquellend.. wie an Stielen..

Wie es glotzt... (Knarren im Gras)

(entsetzt) Kein Tier, lieber Gott, kein Tier... ich habe solche Angst..

Liebster, mein Liebster, hilf mir..


Verwandlung


IV. Scene


(Mondbeschienene, breite Straße, rechts aus dem Walde kommend. Wiesen und Felder (gelbe und grüne Streifen abwechselnd). Etwas nach links verliert sich die Straße wieder im Dunkel hoher Baumgruppen. Erst ganz links sieht man die Straße freiliegen. Dort mündet auch ein Weg, der von einem Hause herunterführt. In diesem alle Fenster mit dunklen Läden geschlossen. Ein Balkon aus weißem Stein. Die Frau kommt langsam, erschöpft. Das Gewand ist zerrissen, die Haare verwirrt. Blutige Risse an Gesicht und Händen.)

(umschauend) Er ist auch nicht da..

Auf der ganzen, langen Straße nichts Lebendiges... und kein Laut...

(Schauer, Lauschen) Die weiten blassen Felder sind ohne Atem, wie erstorben.. kein Halm rührt sich.

(sieht die Straße entlang) Noch immer die Stadt..

Und dieser fahle Mond... keine Wolke, nicht der Flügelschatten eines Nachtvogels am Himmel... diese grenzenlose Totenblässe... ich kann kaum weiter ... und dort läßt man mich nicht ein.. die fremde Frau wird mich fortjagen!

(Sie hat sich bis in die Nähe der Baumgruppen (links) geschleppt, unter denen es vollständig dunkel ist) Wenn er krank ist!

Eine Bank.. ich muß ausruhn..

(müde, unentschlossen, sehnsüchtig) Aber so lang hab ich ihn nicht gesehn.

(Sie kommt unter die Bäume, stößt mit dem Fuß an etwas) Nein, das ist nicht der Schatten der Bank!

(Mit dem Fuß tastend, erschrocken) Da ist jemand...

(Beugt sich nieder, horcht) er atmet nicht...

(Sie tastet hinunter) feucht... hier fließt etwas...

(Sie tritt aus dem Schatten ins Mondlicht) es glänzt rot..

Ach, meine Hände sind wundgerissen..

Nein, es ist noch naß, es ist von dort.

(Versucht mit entsetzlicher Anstrengung den Gegenstand hervorzuzerren) Ich kann nicht.

 (Bückt sich; mit furchtbarem Schrei) Das ist er!

(Sie sinkt nieder)

(Erhebt sich halb, sodaß ihr Gesicht den Bäumen zugewendet ist. Verwirrt) Das Mondlicht... nein dort ... da ist der schreckliche Kopf.. das Gespenst..


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