- 72 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
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geht und manchmal auseinander. (Dieser einfache Vorgang muß besonders sorgfältig ausgearbeitet werden, damit das Weitere ausdrucksvoll und überraschend wirkt.) Die anderen Menschen fangen allmählich an, auf den Weißen zu gucken. Manche strecken die Hälse aus. Schließlich schauen alle auf ihn. Dieser Tanz endet aber ganz plötzlich: der Weiße setzt sich, streckt wie in feierlicher Vorbereitung einen Arm aus und, diesen Arm langsam im  Ellbogen biegend, nähert er ihn dem Kopfe. Die allgemeine Spannung wird besonders ausdrucksvoll. Der Weiße stützt aber den Ellbogen auf das Knie und legt auf die flache Hand den Kopf. Es wird einen Augenblick dunkel. Dann sieht man dieselben Gruppen und Stellungen. Manche Gruppen werden von oben mehr oder weniger stark verschiedenfarbig beleuchtet: eine größere sitzende Gruppe wird stark rot beleuchtet, eine größere stehende - blaßblau usw. Das grelle gelbe Licht ist (außer den Riesen, die jetzt besonders deutlich werden) nur auf dem sitzenden Weißen konzentriert. Plötzlich verschwinden alle Farben (die Riesen bleiben gelb), und ein weißes dämmeriges Licht erfüllt die Bühne. Im Orchester fangen einzelne Farben an zu sprechen. Dem korrespondierend erheben sich an verschiedenen Stellen einzelne Figuren: schnell, hastig, feierlich, langsam und schauen dabei nach oben. Manche bleiben stehen. Manche setzen sich wieder. Dann übermannt alle wieder eine Mattigkeit, und alles bleibt unbeweglich (...).

(Kandinsky, "Der gelbe Klang" 222-227)


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