- 350 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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dem Notenstich, nur werden hierbei die Symbole mit Stempeln auf Papier oder transparente Folie gebracht. Freie Linien, Balken und Bögen zeichnet der Notengraphiker, dessen Arbeit bei diesem Verfahren der eines Technischen Zeichners ähnelt, mit einem feinen Tuschefüller. Beim Notaset entfällt das Stempeln, denn die fixen Zeichen befinden sich vorgefertigt auf einer transparenten Folie, von der sie mit einem stumpfen Spatel auf die Druckvorlage gerieben werden. Das Prinzip entspricht dem der bekannten »Rubbelbilder« oder »Rubbelbuchstaben«. »Ein rascheres Arbeiten als z.B. bei der Stempelauthographie ist jedoch auch mit dieser Methode nicht möglich, weil das genaue Anlegen und sorgfältige Aufreiben der Zeichen zumindest genausoviel Zeit benötigt wie das Einschlagen oder Abdrucken eines Stempels.« (Chlapik, 23)

7 Notensatz mit dem Computer

Mit Anbruch des Computerzeitalters entdeckten schließlich auch Musikverlage die neuen Rechenmaschinen für sich. Zunächst noch als raumfüllende Schränke ermöglichten sie die Gestaltung der Notenseiten am Bildschirm, denn so hoch der Qualitätsstandard beim Notenstich auch war, so schwer war er zu realisieren und damit zu garantieren. Zum einen erforderte diese Technik hochqualifizierte Handwerker, die oft erst im Laufe vieler Jahre eine gleichbleibende Perfektion erreichten (vgl. Müller, 8), und zum anderen war der Arbeits- und Kraftaufwand zum Herstellen der Druckplatten enorm: Ungefähr 7000 Hammerschläge auf die Stahlstempel waren bei einer durchschnittlichen Tagesleistung von drei Platten nötig (vgl. Hader, 70). Die Beseitigung von sich zwangsläufig einschleichenden Fehlern gestaltete sich darüber hinaus nicht minder schwierig, zumal das »Zurückstempeln« der Zeichen auf der Plattenrückseite die Beschaffenheit der Druckplatte beeinträchtigten und damit negative Auswirkungen auf das Druckergebnis zur Folge haben konnte. Einen Eindruck von der Fehleranfälligkeit mag folgendes Zitat liefern:

»Notenstich ist ungemein fehleranfällig. Musikverleger Ernst Roth berichtet, daß bei einer Durchsicht von Strawinskis ›Le Sacre du Printemps‹ im Jahre 1952, knapp 40 Jahre nach der Komposition, rund 700 Fehler entdeckt wurden – zum Beispiel Takte, die über eine ganze Seite hinweg in eine andere Stimme gerutscht waren.«  (Noll, 201)

Wachsende Nachfrage nach gedruckter Musik und zurückgehendes Interesse am Beruf des Notenstechers erforderten schließlich Überlegungen zur Bewältigung dieses Problems. Vor diesem Hintergrund stellte der Computer


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