2 Matthias Hornschuh Tom, du hast mal gesagt, für dich seien immer zuerst die Bilder da. Wie kann man sich die Entstehung eines Film- und Musikkonzepts bei dir konkret vorstellen? Gibt es unterschied-liche Gewichtungen der einzelnen flmischen Elemente wie Bilder, Story, Musik?Diese Äußerung war sicher nicht ganz richtig. Viele Bilder kommen auch von der Musik her. Ähnlich wie beim Film bin ich eigentlich auch beim Musikhören nicht besonders fxiert. Ich suche immer in allen Bereichen das etwas Experimentellere und deswegen habe ich beispielsweise im Electronic-Bereich auch ebenso wenig Be-rührungsängste, wie im orchestralen Raum. Es muss nur eben immer das Eigene und nicht das Recycelte durchschimmern, das fnde ich ganz entscheidend. Wenn ich dann was entdecke, dann höre ich es oft und fnde über eine Musik eine Stim-mung und über eine Stimmung ein Bild. Und dieses Bild ist dann für mich die Ini-tialzündung eines Films. Bei Lola rennt war es ganz konkret so, dass ein spezielles Bild da war, das aber immer auch schon eine Rhythmik hatte. Der Speed, der in dem Bild war, war nicht nur der des Rennens, also der körperlichen Bewegung, die man sieht und der abgeflmten Dynamik, sondern auch der einer Musik, die ich mir darunter vorgestellt habe. Ganz früh, weit vor dem Dreh, habe ich mit Johnny und Reinhold schon über bestimmte Basic Beats und Soundelemente gesprochen, und die beiden haben parallel schon vorgearbeitet, Sounds gesucht und anderes. Ich will nicht Musik drauf- oder drunterlegen, sondern Bild und Ton sollen wirklich mitein-ander verschränkt werden, das ist für mich das entscheidende Kriterium. Und das heißt, du kannst nicht sagen » Ich mach jetzt erst mal den Film und dann mach ich die Musik « . Das ist für mich ein absolut paralleler Prozess. Kannst du den noch genauer beschreiben?Am Schneidetisch haben wir Sequenzen mit einem konkreten Rhythmus geschnit-ten, dazu haben wir uns 140 bpm einspielen lassen, weil ich dieses Timing haben wollte. Wir sind dann wieder ins Studio gegangen und haben ein Layout für die Musik gemacht, dann wieder zurück zum Schneidetisch, und haben jetzt natürlich Versetzer gemacht. Ein guter Schnitt ist immer einer, der auch elliptisch und gegen den Rhythmus arbeitet, aber sich sozusagen davon zu befreien heißt erst mal, ihn überhaupt zu haben. Das heißt, wir haben erst mal relativ klar etwas auf den Rhyth-mus geschnitten und das dann etwas chaotischer und abstrakter weiterverarbeitet. Das ging immer hin und her: mit dem verfeinerten Schnitt sind wir wieder ins Mu-sikstudio gegangen, haben die Musik verfeinert und ganz am Ende war das Ganze dann halt untrennbar.Wo liegen deine musikalischen Einflüsse?Also mein Haupteinfuss ist einfach Film. Ich habe Klavier gelernt, daher habe ich die Voraussetzungen um keyboardmäßig genügend einzubringen und auch Songs entwickeln zu können. Ansonsten war es aber so, dass ich wirklich über das Filme-gucken früh gelernt habe, dass die Filme, die mir wichtig waren, immer welche wa-ren, die einfach elementar von der Musik proftierten.