4 Matthias Hornschuh Schwer zu sagen, da ich es wirklich als eine absolute Einheit sehe. Sogar die Stille ist eigentlich musikalisch gemeint, das ist halt ein Break, aber als Teil einer Komposi-tion. Ich sehe Kino als die Hochzeit von Musik, Ton und Bild. Ich habe eine Leiden-schaft fürs Kino und da ist im ästhetischen Sinne alles eigentlich gleichwertig. In-haltlich sowieso auch: du willst etwas über einen Menschen erzählen und suchst da-für ein Mittel. Bei vielen Clips und manchen Filmen hast du eine tolle Optik, aber wenn du darüber nachdenkst, bleibt nichts übrig – das will ich niemals haben. Ich möchte, dass Substanz und attraktive und experimentelle Form zusammengehen.Tom, danke für das Gespräch.Der DVSM bei der SoundTrack_ Cologne Klüger und eindringlicher als Tom Tykwer kann man es kaum ausdrücken: Film ist nicht die Summe seiner Elemente. Film erklärt und erzählt sich nicht auf Material -ebene. Alles, was man zählen, herausgreifen, vereinzeln kann an oder aus dem Mul-timedium Film, das stellt sich der Wahrnehmung, dem Erlebnis des Ganzen in den Weg. Damit wird das Reden über Film und Musik verdammt kompliziert; wie soll man die Teile benennen, wenn es sich verbietet, das Ganze zu vernachlässigen? – Das ist rein theoretischer Quatsch ohne Praxisrelevanz? – Im Gegenteil. Sprachprobleme in der Filmproduktion sind folgenreich und keineswegs trivial. Oft sind es gerade die Versuche, über Musik und Ton zu reden, die auf den ver -schiedensten Ebenen neben Missverständnissen auch handfeste Krisen herbeiführen können. Die atomistische Betrachtung aus dem Kontext gelöster flmischer Bestand-teile ist ein Problem sowohl für die Theorie als auch für die Praxis: Solange wir noch alltäglich von der Musik zum Film sprechen, statt von der des Films, scheint uns das Konzept der Einheit von Musik, Ton und Bild keineswegs selbstverständlich gewor-den zu sein. Das sind zwei der Themen, die uns seit dem Beginn von SoundTrack_ Cologne begleiten auf der Reise durch die Welt von Musik und Tongestaltung für Film und Medien. Seit einigen Jahren begleitet uns der Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft e. V. (DVSM) auf der Reise – auf unsere ausdrückliche Einla-dung und zu unserer großen Freude. Unsere gemeinsame Hoffnung: Dass sich Theorie und Praxis gegenseitig befruchten mögen.Dies ist der zweite Sammelband, der aus dieser Zusammenarbeit resultiert. Be-reits der erste – Jannis Wichmann, Katharina Wisotzki (Hrsg.), Rezipientenorientie-rung in der Film- und Medienmusik (Arbeitstitel), Magdeburg: Meine Verlag (in Vorbe-reitung, geplanter Erscheinungstermin: Herbst 2012) – widmet sich mit Nachdruck dem Aspekt der Kommunikation in der Film-, Filmton- und Filmmusikproduktion. Der vorliegende Band erweitert den Blick auf willkommene Weise: Mehrere der Beiträge arbeiten blinde (oder vielmehr: taube) Flecke der Filmmusikforschung an den vermeintlichen Grenzen von Bild und Ton auf. Die Verortung der Musik in der