28 Neue klangliche Möglichkeiten durch die elektroakustischen Instrumente 4. Schlussfolgerung und Ausblick Die Betrachtung von audiovisuellen Wahrnehmungsprozessen und ihren Funk-tionsweisen sowie die Betrachtung der visuellen Ebene von musikalischen Auffüh-rungen gibt Anlass, das Konstrukt » Musik als rein auditives Phänomen « zu über-denken. Im Allgemeinen können die besprochenen Ergebnisse nicht beliebig gene-ralisiert werden, sondern sind an die einzelnen musikalischen Aufführungssituatio-nen, beispielsweise die verwendeten Instrumente, gebunden. Dennoch sind die beschriebenen Ergebnisse für MusikerInnen hilfreich, ihre Darbietungen zu verbes-sern bzw. die Kommunikation ihrer Intentionen zu verdeutlichen. Auch für die Pro-duktion von Live-DVDs, Musikvideos oder Live-Übertragungen können diese Informationen hilfreich sein, z. B. lassen sich Close-Ups gezielter einsetzen, um Ein-zelheiten in musikalischen Aufführungen zu erfassen (vgl. Schutz 2008). Rösing (1998) spricht in Bezug auf neue Medien nur von einer graduellen Neuerung im Zueinander von Visuellem und Akustischem, denn » als Nukleus ist die optische Ebene schon immer in der Musik enthalten « (S. 457). Die nonverbale Kommunika-tion von Emotionen ist mit Einschränkungen über die visuelle Ebene musikalischer Aufführungen möglich und kann mit allgemeinem Ausdrucksverhalten über die Generierung der Gesten durch den Körper in Verbindung gebracht werden.A lyrical phrase in a folk song or the magnifcent whole of a symphony or opera depends on the shared appreciation of the making of gestures in human bodies […]. It is given value by innate human motives and emotions that frst appear in the responses and expressions of infants to affectionate sounds and sights of parents seeking their company. (Trevarthern, Delafeld-Butt und Schögler 2011, S. 36)Doch sind diese körperlichen Bewegungsprozesse, ihre Expressivität und Wahrneh-mung, nicht als gänzlich präexistente sowie abgeschlosssene Objekte zu verstehen, sondern müssen aus der Sicht eines auf Verkörperung (embodiment) basierenden An-satzes als prozessual, durch die Koppelung zwischen Wahrnehmung und Aktion, verstanden werden. » During music-making, the action of music production is frst guided by a number of internal kinaesthetic and proprioceptive senses, then accom-panied by a further perception loop of acoustic stimulus mediated by the outer ear.« (Kim 2010, S.253) Ferner kann emotionale Kommunikation durch musikalische Ges-ten auch für die Entwicklung von intuitiv verständlichen Interfaces brauchbar ge-macht werden (vgl. Jauk 2010). Schutz (2008) schließt aus der Betrachtung des For-schungstands:Visual information […] is actually an essential part of the music […]. In other words, given that vision has always affected human auditory perception, it has by defnition been playing a role in the musical experience as long as there has been music to experience. (S. 102)Dies greifen Bergeron und Lopes (2009) auf und stellen sich in ihrer philosophi -schen Argumentation die Frage, ob nicht auf Grund dieser Untersuchungen der