Filmmusik: Spuren des musikalischen Autonomiegedankens 47 Drang, flmspezifsch und nicht musikimmanent zu denken (vgl. Emons und de la Motte-Haber 1980, S. 109–110). Die Konsequenz muss demnach die Einsicht sein, dass Filmmusik als rein klingendes Werk nicht existiert, sondern durch die ihr inne-wohnende Bezogenheit auf die Bildebene für sich allein gesehen stets Fragment ei-nes audiovisuellen Werkes ist. Die lange präsente Meinung, dass Analysen von Filmmusik den ästhetischen Prämissen der Idee einer autonomen Musik folgen könnten, muss abgelehnt werden.Doch auch heute noch gibt es Strömungen, die nicht etwa von wissenschaftlicher Seite – also quasi von außen – in die Filmmusik gelegt werden, sondern die viel-mehr in der Praxis selbst eine losgelöste Wahrnehmung der Musik fördern: einer-seits gibt es seit langer Zeit Bestrebungen der Filmindustrie, in ihrer Rolle als kom-merzielle Unternehmung, Musik durch von Film getrennte Soundtracks zu verwer-ten. Andererseits ist unter Filmkomponisten immer noch der starke Wunsch beob-achtbar, die eigene Filmmusik auch im Konzertsaal erklingen zu lassen. Wenn man jedoch von Film als einem audiovisuellen Gesamtkunstwerk ausgeht: Welchen Sinn würde es konsequenterweise machen, Filmmusik konzertant aufzuführen oder auf eine CD zu pressen?11 Literaturverzeichnis Abegg, Werner (1974). Musikästhetik und Musikkritik bei Eduard Hanslick. Regensburg: Gustav Bosse Verlag. Adorno, Theodor W. und Eisler, Hanns (1976). Komposition für den Film. (Theodor W. Adorno. Gesammelte Schriften 15). Frankfurt am Main: Suhrkamp.Behne, Klaus-Ernst (1987). » An Stelle eines Vorwortes: Zur besonderen Situation des flmi-schen Erlebens.« In ders. (Hrsg.), flm-musik-video oder die Konkurrenz von Auge und Ohr. (Per-spektiven zur Musikpädagogik und Musikwissenschaft 12). Regensburg: Gustav Bosse Ver-lag, S. 7–11.Bullerjahn, Claudia (2001). Grundlagen der Wirkung von Filmmusik. (Forum Musikpädagogik 43; Reihe Wißner-Lehrbuch Bd. 5). Augsburg: Wißner.Bullerjahn, Claudia (2008). » Musik und Bild.« In Herbert Bruhn, Reinhard Kopiez und An-dreas C. Lehmann (Hrsg.), Musikpsychologie. Das neue Handbuch. Reinbeck bei Hamburg: Ro-wohlt Taschenbuch Verlag, S. 205–222.Dahlhaus, Carl (1987). Die Idee der absoluten Musik. Kassel: Bärenreiter. Emons, Hans und de la Motte-Haber, Helga (1980). Filmmusik. Eine systematische Beschreibung. München: Carl Hanser Verlag. 11 » Gravierender ist allerdings die Tatsache, daß sich Filmkomponisten insbesondere in Europa immer noch Rechtfertigungszwängen bezüglich ihres künstlerischen Status ausgesetzt glauben, anstatt sich selbstbewußt einzugestehen, daß es sich in vielen Fällen selbstverständlich eher um gutes Kunsthand-werk und einen von vielen Bestandteilen des Films handelt, die zusammen ein untrennbares popkul -turelles Ganzes ergeben « (Bullerjahn, 2001, S. 297).