» Hier spielt die Musik!« 61 nes outsound-Bildes wird die metaleptische Musik scheinbar in das Bild hineingetra-gen und dort verankert. Dieses Phänomen will das Auftauchen der Metalepse ver-schleiern und die Realität der Diegese wahren. Und es gelingt auch, je nachdem wie stark der Zuschauer zwischen den visuellen und den akustischen Ereignissen unter-scheiden kann. Jemand, der weiß, wie eine klingende Tonleiter auf einer Trompete aussieht, wird diese auch erkennen, wenn sie im Bild erscheint und verwundert sein, wenn er sie nicht hört. Jemand, der nicht weiß, wie eine auf einer Trompete ge-spielte Tonleiter aussieht, wird sich auch nicht wundern.Dies soll nur ein Beispiel dafür sein, inwiefern eine Erweiterung des tonflmtheo-retischen Vokabulars zur Lokalisation des Klangs beitragen kann. Die Einführung der Begriffe insound und outsound ist nur ein Versuch, einem bisher wenig beachte-ten Phänomen und dessen Eigenheiten auf die Schliche zu kommen. Sie werden so-wohl dem Primat des Tons gerecht als auch einer analytischen Betrachtung metalep-tischer Musik. Jedoch müssten sie in Zukunft anhand von weiteren Beispielen ge-prüft werden, um ihre Belastbarkeit und Grenzen zu verdeutlichen. 4.2 Das Verhältnis von metaleptischem Ton und Diegese Im vorhergehenden Abschnitt haben wir gesehen, dass das Primat des Bildes kip-pen kann. Aber nicht nur, dass im Musical der Ton vor dem Bild steht, auch die Konzeption des diegetischen Universums und dessen Inhalte unterstehen in einem bestimmten Fall dem Ton. Denn ebenso wie oft angenommen wird, dass Bilder Töne hervorbringen, so gilt auch die Idee, dass die Diegese sowohl nicht-sichtbare Bilder und nicht-hörbare Töne beinhaltet als auch diese Bilder sichtbar und diese Töne hörbar hervorbringt. Alle möglichen Bilder und Töne gingen demnach aus der Diegese hervor. Dies würde bedeuten, dass die Erzählweise durch die Erzählwelt, auf die sie sich stützt, hervorgebracht wird. Jedoch ist auch das Gegenteil möglich. Der Einsatz von bestimmten Bildern und Tönen kann ausschlaggebend für die Ge-nerierung der Diegese sein.Viele der ersten Musicals haben oft die Form einer Revue, in der die einzelnen Gesangs- und Tanznummern nacheinander folgen. Eine narrative Verbindung ist kaum oder gar nicht vorhanden. Die Erzählwelt beschränkt sich somit weitgehend auf das, was sich allein durch die Songinhalte erschließen lässt. Dieses Musicalfor-mat zielt unter anderem auf den Verkauf auf fremdsprachigen Märkten ab, auf de-nen die Zuschauer die Dialoge nicht verstehen. Erst die Einführung von Synchroni -sation und Untertiteln führte dazu, dass sich die Narration zwischen den einzelnen Nummern ausweitete (vgl. Bordwell und Thompson 2001, S. 105) und die bildliche sowie diegetische Entfaltung unabhängiger vom Ton wurde.Es gibt Film- und Bühnenmusicals, für die extra neue Gesangs- und Tanznum-mern geschrieben wurden; so zum Beispiel Grease (1977). Jedoch wurde oftmals für die Entwicklung eines Musicals auf bereits existierende Songs aus anderen Musicals oder Broadway-Shows zurückgegriffen (vgl. Altman 1998, S. 268–273). Es kann also zwischen musikproduzierenden Musicals und musikadaptierenden Musicals unter-