» Hier spielt die Musik!« 63 1977 als Film erschien. Die Diegese baut hier auf einer amerikanischen Rock'n'Roll-Szene der 1950er Jahre und einer High-School-Romanze auf. Dies hat zur Folge, dass auch die Musik dementsprechend stark Rock'n'Roll-lastig arrangiert und in ih-rem Inhalt auch jugendrelevanten Themen jenes Milieus gerecht wird. Dennoch ist die metaleptische Musik vorhanden. Die Musik greift auch hier von der Extradiege-se in die Intradiegese ein, aber führt in diesem Fall nur zu einem Primat des Tons vor dem Bild. Der Ton selbst untersteht der Diegese.Die Frage nach dem Primat des metaleptischen Tons oder des diegetischen Uni-versums im Musical bezieht sich also vorwiegend darauf, ob idealtypisch ein musi-kadaptierendes oder ein musikproduzierendes Musical vorliegt. Ersteres unterstellt sich dem metaleptischen Ton und baut seine Erzählwelt anhand von bereits existie-renden Liedern auf, während letzteres die musikalische Begleitung von dem Inhalt der Diegese abhängig macht.4.3 Der Wahrheitsanspruch des diegetischen Universums im Zusammenhang mit metaleptischer Musik Jean-Louis Baudry (2008) zieht in seinem Aufsatz » Das Dispositiv: Metapsychologi-sche Betrachtungen des Realitätseindrucks « Parallelen zwischen dem Kino und Pla-tons Höhlengleichnis. In Platons Höhle sind Personen bewegungsunfähig an ihre Plätze gekettet. Mit starrem Blick schauen sie eine Wand an, auf die Schatten proji-ziert sind. Hinter ihnen befndet sich eine Mauer, hinter der sich wiederum eine Lichtquelle befndet. Die Schatten auf der Wand entstehen dadurch, dass Gegen-stände und Bilder an der Mauer vorbeigetragen werden und über sie hinausragen. Die Stimmen und Geräusche dieser Gegenstandsträger werden von der Wand vor den Angeketteten refektiert, so dass es scheint, als würden die Schatten selbst diese Klänge erzeugen. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, als ob alles Wahrgenom-mene durch die Schatten selbst entsteht. Würde es einem der Angeketteten gelin-gen, sich von seinem Platz loszureißen und sich umzudrehen, so wäre er zuerst von der Lichtquelle geblendet. Die schattenwerfenden Objekte schienen ihm aufgrund seiner Blendung wesentlich unwirklicher als die ihm bekannten Schatten. Aufgrund seiner Orientierungslosigkeit und dem Schmerz in seinen Augen würde sich der ehemals Angekettete wieder an seinen Platz zurücksetzen. Gesetz dem Fall, dass er dennoch sein Verlangen überwände und aus der Höhle hinauskletterte, würde er ein zweites Mal geblendet werden. Dieses Mal von dem Sonnenlicht, das ihn erneut nichts erkennen ließe. Nach und nach würde sich der Befreite an die Lichtverhält -nisse gewöhnen, Umrisse wahrnehmen und auch erkennen, dass die Sonne eben-falls Schatten schlagen lässt. Dadurch, dass er die wirkliche Welt wahrnimmt, wür-de er auf das banale Leben in der Höhle verzichten. Kehrte er zurück und berichtete den anderen noch Angeketteten davon, würde er nichts in der viel zu dunklen Höh-le erkennen und sich orientierungslos in seiner alten Welt wiederfnden. Mehr noch: die Gefangenen würden sagen, » daß er mit verdorbenen Augen wiedergekehrt sei, und schon der bloße Versuch nach oben zu gelangen, sei verwerfich « (Platon 1993,