MUSIKCLIPS, TIERRECHTE UND ÄSTHETIK:SEPULTURA – » CONVICTED IN LIFE « Malik Sharif Einleitung: Musikclips – Werbung – Politik Möchte man eine allgemeine Aussage über die Funktion von Musikclips treffen, die keine bloße Leerformel ist, könnte man Folgendes sagen: Musikclips erfüllen auch – und häufg in erster Linie – eine werbende Funktion. Ohne in Frage stellen zu wol -len, dass bei der Produktion von Musikclips beispielsweise auch Motive künstleri-scher Expression verfolgt werden, lässt sich schwerlich bezweifeln, dass sie, ver-standen als integraler Teil eines Massekommunikationsprozesses mit den Dimensio-nen Produktion, Distribution, Rezeption und Weiterverarbeitung (vgl. Jacke 2003, S. 32–33), in zweierlei Weise eine werbende Funktion erfüllen (vgl. Rötter 2000, S. 266): Zum einen sind sie Werbung für die visualisierte Musik, verstanden als Ware, die als Tonträger oder downloadbares Soundfle käufich erworben werden kann, aber auch für musikbezogene Merchandisingartikel, z. B. Band-T-Shirts. Zum anderen sind sie spätestens seit den Anfängen des spezialisierten Musikfernsehens in den frühen 1980er Jahren Trägermedium für zwischen die Clips eingebettete Wer-bespots. Musikvideos holen bestimmte Zuschauer_ innen vor den Fernseher bzw. an den Computermonitor, die dann zielgruppengerecht mit Werbung angesprochen werden können. Entgegen des häufg kolportierten Bonmots » YouTube killed the vi-deo star « werden weiterhin kostenintensive Videos produziert, die nach dem massi-ven Erfolg YouTubes auch dort – und ebenso in anderen Online-Videoportalen – weiterhin ihre doppelte Werbefunktion erfüllen.1 Geht man zum einen von dieser primären, ökonomischen Funktion von Musik-clips aus und zum anderen davon, dass es im Interesse der Produzent_ innen und Weiterverwerter_ innen dieser Clips ist, dass sie diese Funktion angesichts der meist hohen Produktionskosten auch effektiv erfüllen, erscheint es zunächst unwahr-scheinlich, dass politische Inhalte allzu häufg in Musikvideos thematisiert werden. Man möchte meinen, dass Politik ein kontroverses und unattraktives Thema ist, welches nur störend wirken kann: Aus Sicht der Sender (und Internetplattformen) könnten Werbekund_ innen verschreckt werden, die Künstler_ innen haben eventuell kein Interesse daran, mit ihren politischen Ansichten übermäßig zu provozieren, und schließlich ist möglicherweise auch der Großteil des Publikums politisch desin-1 Dank der Möglichkeit, in großem Umfang benutzer_ innenspezifsche Marktforschungsdaten zu sam-meln, können die Konsument_ innen hier noch spezialisierter, teilweise personalisiert angesprochen werden.