70 Malik Sharif teressiert, so dass ihm die entpolitisierte Ware geliefert wird, die es verlangt (vgl. Gow 1994, S. 86–87).Sicherlich gehören politische Themen nicht zu den häufgsten Inhalten von Mu-sikclips, sie sind aber auch nicht vollständig abwesend. In Bezug auf die Musik-videos der MTV-Sendung » Top 200, Ever « (d. h. in diesem Fall seit 1981) von 1993 stellt Joe Gow (1994) fest: » Videos containing political images constitute a relatively small, but noticeable, subgroup « (S. 80). Als wiederkehrende Themen nennt er:(1) war is evil, (2) current events give rise to hopes of peace, (3) international relations are so chaotic that the world would come to an end at any time, (4) people should not be judged on the basis of their race or lifestyle, and (5) view-ers must expand their awareness of political and social issues. (Gow 1994, S. 81)Sieht man von der engeren Gruppe der Top 200 ab, die Gow untersucht hat, tauchen weitere Themen auf, beispielsweise Black Power und Black Nationalism in HipHop-Clips der späten 1980er und frühen 1990er Jahre (vgl. Decker 1993), Anti-Apartheid-Botschaften (vgl. Gow 1994, S. 78), politisch kontroverse Darstellungen in einem Madonna-Clip (vgl. Scherzinger und Smith 2007) oder auch politische Musikvideos aus der persischen Exilmusikszene in Los Angeles (vgl. Nafcy 1998; 2002), um nur einige Fälle zu nennen.Gows oben zitierte Aufistung politischer Themen in Musikclips kann mittler-weile durch einen weiteren Punkt ergänzt werden: Tierrechte. Tierrechte sind allge-mein zu einem zentralen Teil popkulturell eingebetteten politischen Handelns ge-worden, wobei Brigitte Bardot bei der Popularisierung dieses Themas eine Vorrei-terrolle hatte. Ob Linda McCartney, Alec Baldwin, Pamela Anderson, Justin Bieber, Jenna Jameson oder Thomas D. – die Liste der Musiker_ innen, Schauspieler_ innen und anderer Prominenter, die sich öffentlich zu Tierrechten bekennen und entspre-chende Kampagnen unterstützen, ist lang. Eine zentrale Rolle spielen dabei Tier-rechtsorganisationen wie die Sea Shepherd Conservation Society und vor allem PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) bzw. die Jugendkampagne PETA2.2 Von der letzteren dieser Organisationen wird in diesem Artikel noch aus-führlich die Rede sein.Das erste Tierrechtsmusikvideo ist vermutlich » Don’t Kill the Animals!« von Nina Hagen und Lene Lovich, das im Zusammenhang mit der PETA-LP-Compila-tion Animal Liberation (1987) veröffentlicht wurde. Zwei weitere Beispiele sollen hier kurz diskutiert werden, um anzudeuten, wie sich der Tierrechtsaktivismus in Mu-sikvideos niederschlägt. Der Clip zum Song » Raise Your Glass « (2010) von P!nk, die PETA-Mitglied ist, enthält Szenen, in denen die Sängerin einem Matador den To-desstoß versetzt und als vermummte Aktivistin ein Kalb mit einer Flasche säugt, welche von einer Melkmaschine befüllt wird. Die Melkmaschine ist aber nicht an ei-nem Kuheuter, sondern an den Brüsten dreier Frauen angeschlossen, deren Augen 2 Für einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung von PETA und eine kommunikationswissen-schaftliche Analyse der politischen Praxis dieser Organisation vgl. Simonson (2001).