110 Christina Lessiak und Susanne Sackl Als Filmkomponist oder auch als Filmsounddesigner zu arbeiten ist heute zu erheblichen Teilen eine Computertätigkeit, mit nicht zu verachtendem Nerd-Potenzial, unsozialen Arbeitszeiten, familienfeindlich etc. Es scheint mir nahe zu liegen, dass es eine gewisse Zeit, womöglich mehrere Generationen, braucht, bis sich Frauen aus alten Rollenbildern und -zuweisungen soweit ge-löst haben, dass das 1. überhaupt attraktiv ist und 2. erreichbar zu sein scheint.SoundTrack_ Cologne bilde somit die » Geschlechterstruktur der Branche « ab, und möchte auf keinen Fall Frauen benachteiligen, sondern sei im Gegensatz dazu be-müht, diese aktiv einzubinden.Martina Eisenreich4 begann bereits mit 15 Jahren das Jungstudium » Kompo-sition « an der Musikhochschule in München und war später im Studium » Komposi-tion für Film und Fernsehen « die einzige Frau neben sechs Männern. Für dieses Stu-dium bewarben sich viel mehr Männer als Frauen, was zu diesem ungleichen Ge-schlechterverhältnis führte. Im Aufbaustudium » Filmmusik und Sounddesign « , das Eisenreich an der Filmakademie in München absolvierte, waren zu ca. einem Drittel Frauen vertreten. Eisenreich hat nach eigenen Aussagen in ihrem Werdegang keine Benachteiligung als Frau erfahren: Ich habe es selbst nie als Nachteil erfahren, eine Frau zu sein. Da im Filmbe-reich auch viele Regisseurinnen und Produzentinnen tätig sind, habe ich auch hier nicht das Gefühl einer Benachteiligung. Und dass man es in meinem Beruf auch als Frau ganz nach oben schaffen kann, zeigt beispielsweise der Werde-gang von Annette Focks.Eisenreich vermutet, dass die ungleiche Geschlechterverteilung weniger durch das Musikschaffen selbst entsteht, sondern mit der Zunahme an nötigem technischen Know how zusammenhängt: Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass es wesentlich weniger Frauen als Männer gibt, die eine Liebe, oder wenigstens ein gesteigertes Interesse zur Technik entwickeln, was für die Musikproduktion absolut unentbehrlich ist. Als Komponistin für Medien ist man immer auch Musik-Produzentin und Ton-meisterin, sollte über eigenes Tonstudio-Equipment verfügen und dieses we-nigstens bedienen können. […] Bei nahezu allen Formen aktueller Musik, ob nun kunst- oder konsumorientiert, wird die technische Komponente immer mehr zum wichtigsten kreativen Gestaltungselement.Sie selbst habe sich stets auf technischen Support stützen können, den ihr in der Ju-gendzeit ihre Eltern ermöglichten. Ohne diese Unterstützung hätte sie den Einstieg in die Musikproduktion womöglich nicht gewagt.Die Bedeutung von FörderInnen hat neben Eisenreich auch Annette Focks5 in ih-rer Stellungnahme betont. Sie sei schon des Öfteren danach gefragt worden, warum 4 Mail vom 27.03.2012 5 Mail vom 29.03.2012