112 Christina Lessiak und Susanne Sackl nerInnen vor Augen führt. Mit WIFT und dem IFFF konnten zwei international an-gesehene KooperationspartnerInnen gewonnen werden, die sich der Frauenförde-rung in der gesamten Kompositionsbranche widmen. Darüber hinaus waren fast alle wichtigen Komponistinnen des deutschsprachigen Raums an zumindest einer SoundTrack_ Cologne beteiligt. Die SoundTrack_ Cologne bildet somit, nicht nur der Meinung von Matthias Hornschuh, sondern auch unserer Meinung nach, die » Ge-schlechterstruktur der Branche « ab.Welche strukturellen Barrieren führen zu dieser » Geschlechterstruktur der Bran-che « ? Mit Hilfe welcher Maßnahmen könnten künftig Veränderungen angestoßen werden? Über persönliche Stellungnahmen der unterschiedlichen befragten Akteu-rInnen konnten Antworten auf diese Fragen gesammelt und mögliche Hürden und Hindernisse aufgedeckt werden. Matthias Hornschuh und Martina Eisenreich sehen vor allem in der Zunahme an technischem Wissen, das heute in fast allen Bereichen des Komponierens vorausgesetzt wird, eine mögliche Begründung für das unglei-che Geschlechterverhältnis in der Branche. Beide gehen hierbei nicht von einer » na-türlichen « Begabung oder Vorliebe von Männern für Technik aus, sondern betonen die unterschiedlichen Sozialisationen von Frauen und Männern und damit zusam-menhängende Rollenbilder. Silke Räbiger beklagt daneben das Fehlen von weibli -chen Vorbildern und diskutiert die oftmalige Unvereinbarkeit von Familien- und Karriereplanung in der Branche. Ferner thematisiert sie die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Nach Räbiger könnten zum einen spezielle Frauenför-derprogramme und zum anderen Protegés talentierter Komponistinnen das aktuelle Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern verändern. Die Biografen von Marti-na Eisenreich und Annette Forcks bestätigen die Bedeutung von FörderInnen. Hornschuh weist in seiner persönlichen Stellungnahme auf erste Veränderungen in zwei Bereichen hin. Erstens sei das Geschlechterverhältnis beim Festival FILM+, das sich vor allem auf den Filmschnitt bezieht, genau umgekehrt: » Schnittmeisterin (heute: Editorin) ist ein traditionell stark frauenaffnes Gewerk, und das bildet sich entsprechend im Publikum ab.« Zweitens befänden sich unter den Music Super-visors hauptsächlich Frauen: » Hier sind es die Frauen, die nicht nur bekannter, son-dern vor allem auch tendenziell erfolgreicher sind als die Männer.« Durch gezielte Frauenförderprogramme, die auch im Rahmen der SoundTrack_ Cologne denkbar wären, könnte sich die Situation auch in weiteren Bereichen der Branche verändern. Darüber hinaus könnte über das Verwenden einer geschlechtergerechten Sprache in Ausschreibungstexten für die Wettbewerbe der SoundTrack_ Cologne, auf der Homepage und in den Programmheften ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt wer-den, um den Anteil an Frauen unter den PreisträgerInnen sowie im Publikum zu er-höhen. Abstract This critical commentary deals with the question whether structural barriers within the feld of flm music making are responsible for the low number of women who