116 Yvonne Stingel-Voigt und fanden ihren Weg in die Charts, z. B. die Hit-Single » Eyes on me « aus dem Spiel Final Fantasy 8 (Square Co., Ltd 1999). Heute fnden Konzerte mit Musik aus Computerspielen in etablierten Konzertsälen statt, wie bei den Konzerten des WDR-Rundfunkorchesters Symphonic Legends, bei dem Musik aus Nintendo-Spielen or-chestral vorgetragen wurde.Ein Nebeneffekt der Musik aus Videospielen ist außerdem das spielerische Kom-ponieren. Dabei werden Musikstücke erstellt, die auf 8-Bit-Sound basieren, dem C64 oder dem Gameboy entnommen sind und aus denen, neben interessanten neuen Ef-fekten, Teile der alten Spielemusik erkennbar bleiben. Dazu zählen auch Sounds wie beispielsweise das musikalisch dargestellte Geräusch, wenn Super Mario springt oder auch das typische » Bling « wenn der Gameboy eingeschaltet wird. Die moder-ne Variante hiervon sind zahlreiche iPhone- oder iPad-Anwendungen, deren Ziel es ist, anhand bestimmten (Klang-)Materials Musik zu komponieren.Die Musik in Computerspielen rahmt einerseits ein Spiel ein, andererseits füllt sie den virtuellen Raum mit einer beabsichtigten Atmosphäre. Das audiovisuelle Er-lebnis weist zunächst Ähnlichkeiten mit Filmmusik auf. In beiden Medienformen gibt es beispielsweise sowohl diegetisches als auch extradiegetisches Musikvorkom-men. Die Art der Rezeption bestimmt den entscheidenden Unterschied zwischen Film und Game. Während FilmzuschauerInnen dem Geschehen auf der Leinwand in passiver, betrachtender Weise folgen und die Musik in einer vorgegebenen Rei -henfolge erleben, sind ComputerspielerInnen aktiv, sie handeln, erteilen Eingabe-befehle, überlegen sich Strategien, folgen Hinweisen durch die Musik und erleben einen fast individuellen Soundtrack, abhängig von ihren jeweiligen Handlungen in der virtuellen Welt. Die Musik verhält sich dabei » adaptiv « zum Spielgeschehen. Das bedeutet, dass bereitgestelltes musikalisches Material abhängig von bestimm-ten Ingame-Faktoren erklingt. Gamemusik als Gesamtheit reicht von bloßer Untermalung, akustischer Zierde, bis hin zu programmiertem technischen Zubehör des Regelwerks eines Spiels. Man spielt – je nach Spiel oder Genre – musikalisch begleitet, mit Musik (beispielsweise als Tool) und man spielt Musik. Sie ist manchmal fremd-, manchmal selbstbestimmt. Musik kann zum visuell Dargestellten semantische Bezüge herstellen und situa-tionsabhängig in das Geschehen » eingreifen « . Ebenso kann in den Verlauf der Mu-sik eingegriffen werden. Die Musik eines Computerspiels ist direkt oder indirekt be-einfussbar.Um sich der Vielschichtigkeit (u. a. spielimmanent und extern) von Musik im Computerspiel anzunähern, werden im Folgenden einige spezielle Aspekte von Musikvorkommen und ihrer potentiellen Wirkungsweise angesprochen. Nach einer Refexion über die ästhetische Wahrnehmung von Musik in Computerspielen, wer-den narrative Funktionen angesprochen, deren Bedeutungsmöglichkeiten auf dem ästhetischen Musikverständnis basieren. Da Musik in Computerspielen meist in der Virtualität stattfndet, wird der Begriff virtuelle » Realität « kurz diskutiert. Inwiefern eine virtuelle Welt als zumindest vorübergehende Realität wahrgenommen wird, er-klärt sich durch Überlegungen zur Immersion. Da in diesen virtuellen Welten nicht