Musikvorkommen in virtuellen Welten von Computerspielen 125 kommenere Version des Realen « (Beer 2008, S. 429) begreifen. Zudem kann es durchaus zu Wechselwirkungen zwischen Realität und Virtualität kommen:Wenn das in virtuellen Wirklichkeiten Erlebte reizvoller ist als die Realität und subjektiv maßgeblicher, könnte man versucht sein, die Realität – in die man zwangsläufg irgendwann zurückkehren muss – nach dieser » medialen Vor-stellung « zu formen. Manchmal scheint diese Situation schon eingetreten zu sein. […] Wer in seiner virtuellen MUD-Behausung [MUD = textbasiertes On-line-Rollenspiel: Multi User Dialogue, Y. S.-V.] eine Katze programmiert hat und damit regelmäßig spielt, legt sich vielleicht auch bald eine echte zu. (Beer 2008, S. 430)Virtuelle Stars Wie bereits erwähnt, wird in virtuellen Welten musiziert. Das hör- und sichtbare Musizieren bildet eine weitere Ebene von Musik in Computerspielen, die nicht au-ßer Acht gelassen werden kann. Ausübende sind dann ebenfalls virtuelle Charak-tere. Mal haben sie ein reales Vorbild, mal sind sie rein fktiv. Der virtuelle Pop-Star Kyoko Date ist ein Beispiel für eine vornehmlich musikbezogene Netzexistenz. Kyoko Date ist ein weiblicher, virtueller Charakter, der 1996 von dem japanischen Medien-unternehmen HoriPro ins Leben gerufen und mit einer Biographie und einem kom-pletten Persönlichkeitsprofl versehen wurde. Das Kunstprodukt wird durch subjek-tive Eigenschaften personifziert und erweckt den Eindruck, als habe sie eine reale Existenz (vgl. Schläbitz 2004). Ein weiteres digitales Kunstprodukt (diesmal aus dem Bereich der klassischen Musik) ist virtopera. Hierbei handelte es sich – ebenfalls gegen Ende der 1990er Jahre – um ein musikalisches Event, das im und für das Netz konstruiert, komponiert, dort aufgeführt und mit TED-Abstimmungen bewertet wurde. Es ist eine Internetoper von Eberhard Schoener (u. a. vielseitiger Komponist und Dirigent an der Münchener Kammeroper). Virtopera besitzt eine eigene Websei-te.4 Hierin heißt es, die Oper handle von der Suche der virtuellen Hauptfgur Cold Genius nach einer Seele. Sie verkörpere gleichzeitig die Möglichkeiten und die Grenzen des Internet. Als Vorbilder für diese Figur galten unter anderem die Olym-pia aus » Hoffmanns Erzählungen « (Jacques Offenbach) oder die Holzpuppe und Kinderfgur des italienischen Autors Carlo Collodi: Pinocchio. Durch Zuwendung und Liebe wurden diese Geschöpfe lebendig und emotional empfndungsfähig. Weltweit hatten InternetnutzerInnen die Möglichkeit an der Handlung und der mu-sikalischen Umsetzung mitzuwirken. Im Jahr 2001 endete virtopera mit einem Live-Event, dem Finale im Sendesaal der Deutschen Welle in Köln.Neben derart frei erfundenen Existenzen treten auch digitale Abbilder realer (Musik-)Stars in den virtuellen Raum ein. Im Second Life ist es möglich, Konzerte zu besuchen. Hierzu gehört unter anderem der Auftritt des Pianisten Lang Lang. Als weiterer Vertreter der Musikbranche repräsentiert sich auch die Universal Music 4 http://www.virtopera.de, 17.11.2011.