ÖFFENTLICHES GESPRÄCH ZWISCHEN HELGE BORGARTS UND CHRIS HÜLSBECK 5. NOVEMBER 2011 Evgenij Dvorkin Nahezu ein halbes Jahrhundert ist seit der Entwicklung der ersten Computerspiele vergangen. Als ein gesellschaftliches Phänomen, das in vielen Ländern einen enor-men Markt darstellt, sind Computerspiele mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Neben Kindern und Jugendlichen spielen auch viele Erwachsene gern Computer-spiele. Das Angebot des Handels hierzu ist nahezu grenzenlos, die Absätze sind – im Vergleich zur Musikindustrie – weitgehend auf einem konstant hohen Niveau. Die Musik spielte als Begleitung für Computerspiele in deren Anfangsjahren kaum eine Rolle, die technischen Voraussetzungen dafür waren noch nicht gegeben. Aber ebenso wie im Bereich des Films bildete sich im Laufe der Entwicklung des Marktes ein industrielles Segment heraus, das sich darauf spezialisierte, Musik explizit für Computerspiele zu konzipieren und zu komponieren. Als einer der Pioniere dieser neuen Branche gilt der in Kassel geborene Christopher Hülsbeck (*1968). Dieser Umstand war Anlass dafür, dass sich bei SoundTrack_ Cologne 8.0 zahlreiche Games-Begeisterte im Saal der Fritz-Thyssen-Stiftung in Köln versammelten, um dem öffentlichen Gespräch zwischen dem Komponisten für Filme und Computer-spiele Helge Borgarts und Hülsbeck beizuwohnen.Neben dem Werdegang Hülsbecks wurden kompositorische Techniken, die Ge-schichte der elektronischen Musik und die Zukunft der Games-Musik diskutiert. Im Hintergrund von Hülsbecks kompositorischem Schaffen stand stets seine Begeiste-rung für die elektronische Musik. Bereits als Kind hörte er Bands wie Kraftwerk, Vangelis oder Tangerine Dream – allesamt Pioniere im Umgang mit modularen Syn-thesizern. Diese Synthesizer sind analoge Instrumente, die aus so genannten Modu-len bestehen, welche durch Kabel miteinander verbunden werden können und sich auf unterschiedlichste Weise auf die Formung des Klangs auswirken, wie etwa in Form der Hoch- oder Tiefpassflter. Heutzutage existieren zahlreiche Computer-Simulationen dieser teils sehr großen Geräte, was nicht nur eine Ersparnis an Platz, sondern auch an Kosten mit sich bringt. Hülsbeck selbst arbeitet seit langem mit diesen Programmen.Eine Haltung der Neugierde gegenüber technischen Neuerungen war bei Hüls-beck von Vornherein vorhanden. So experimentierte er beispielsweise mit einer elektrischen Orgel, die er nach Art des Circuit Bending umgebaut hatte. Bei diesem Verfahren werden herkömmliche elektrische musikalische und außermusikalische Geräte gewissermaßen zweckentfremdet bzw. durch weitere Komponenten ergänzt.