Öffentliches Gespräch zwischen Helge Borgarts und Chris Hülsbeck 147 fundierte musikalische Ausbildung – trotz der mittlerweile intensiven kompositori-schen Arbeit am Computer – für den Beruf des Games-Komponisten erforderlich ist, machte das Gespräch deutlich. Es sei eine Ausnahme unter professionellen Kompo-nisten, dass ohne eine gründliche Ausbildung komponiert werde. Auf diesen Um-stand aufbauend holte Borgarts zu einem Plädoyer für mehr Studiengänge der Games-Komposition an deutschen und europäischen Musikhochschulen aus. Tatsache ist außerdem, dass die Musik für Computerspiele wissenschaftlich bis-lang kaum untersucht wurde. Der Austausch darüber fndet entweder in den Fach-kreisen der Wenigen statt, die diese Musik komponieren, oder in den entsprechen-den Fachzeitschriften. Es verwundert, dass die Komposition von Games-Musik als ein berufsqualifzierender Studiengang an den deutschen und europäischen Hoch-schulen fast gar nicht vorkommt. Es gibt zwar einige wenige Studiengänge, in de-nen Sound Design gelehrt wird, so etwa an der Universität der Künste in Berlin. Diese beschäftigen sich jedoch nur am Rande mit den Herausforderungen der kom-positorischen Arbeit für Computerspiele. In den USA ist das Angebot weitaus reich-haltiger. Hülsbeck selbst hat einiges dazu beigetragen, dass die Computerspielmu-sik in einen Kontext gebracht wurde, in dem sie bis dahin nicht vertreten war: in die Philharmonie. Seit 2003 organisierte er einige mittlerweile berühmt gewordene Kon-zerte, unter anderem mit dem Czech National Symphony Orchestra, dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra sowie dem WDR Rundfunkorchester. Dabei wurden ältere und bekannte Stücke von ihm aufgeführt, so auch » Shades « . Sowohl die universitäre Musikwissenschaft als auch die musikpraktisch orien-tierten Studiengänge an den Musikhochschulen stehen vor einem neuen Beschäfti-gungsfeld, das vielfältige interdisziplinäre Ansätze erlaubt: Games Music. Es bedarf jedoch eines Diskussionsraums. Dieser war auf der SoundTrack_ Cologne 8.0 gege-ben. Das Festival kooperierte in diesem Jahr mit der Next Level Conference 2 , einem Festival speziell für Games, mit wissenschaftlichen Vorträgen sowie zahlreichen Performances und Workshops. Das von Hülsbeck empfohlene Networking funktio-nierte in diesem Jahr anscheinend hervorragend, Visitenkarten wurden rege ausge-tauscht. Vor allem für junge Komponisten ist ein solches Festival gewinnbringend; nach Köln kamen sie zahlreich und aus unterschiedlichsten Ländern der Welt. Trotz eines gewissen der Sache angemessenen Ernstes hat es den Teilnehmern offenbar großen Spaß bereitet, sich über die vielfältigen Aspekte der Games-Musik mit einer solchen Größe des Genres wie Hülsbeck auszutauschen. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft weiterhin Veranstaltungen dieser Art angeboten werden.2 Weitere Informationen hierzu unter: http://www.nextlevel-conference.org, 26.12.2011.