8 EINLEITUNG dominierende Stellung im Leben der Menschen gewinnt.“1 Die durch die neuen Medien bedingte Dominanz der Musik zu artikulieren und in einem weiteren Schritt vielleicht zu problematisieren bleibt bis jetzt im wesentlichen der Eigenini-tiative des Lehrers überlassen. Im gleichen Maße ist es auf die Eigeninitiative des Lehrpersonals zurückzuführen, ob und in welcher Form neue Medien ihren Ein-gang in den Unterricht finden.2 Diese vereinzelten Versuche einiger weniger Päda-gogen, in denen sich die Diskrepanz zwischen allgegenwärtiger Medienumwelt und der partikular im Schulunterricht vermittelten Medienkompetenz widerspie-gelt, ist es, die Niels Knolle zu fragen veranlaßt: „Können wir es uns leisten, eine offenkundig unaufhaltsam gewordene Entwicklung - nämlich die Technisierung der gegenwärtigen Musikkultur und des Umgangs mit ihr - als Herausforderung des Musikunterrichts und seines pädagogischen Selbstverständnisses einfach zu ignorieren?“3 Sich dieser Herausforderung zu verschließen hieße, die aktuelle Le-benssituation von Schülern/Innen zu verkennen, hieße, die Möglichkeit aus der Hand zu geben, Fehlentwicklungen entgegenzusteuern. „Die Beschäftigung mit diesem Gebiet ist Aufgabe musikpädagogischer Forschung. Abstinenz ist keine Al-ternative. Selbst wenn man zu dem Ergebnis käme, der Computer habe im Musik-unterricht nichts verloren - und es gibt gute Gründe für solche Argumente - hieße Abstinenz nur eines: die weitere Entwicklung der Industrie und den Mechanismen des freien Marktes zu überlassen!“4 Der Umgang mit den neuen Technologien will also gelernt sein. Nur über eine sukzessive Aneignung von Fertigkeiten wird es möglich sein, die Rolle des passiven Rezipienten zugunsten der eines aktiv agie-renden Subjektes aufzulösen. Dieses wünschenswerte Rollenverständnis wird um so schwerer, gleichwohl aber um so wichtiger zu vermitteln sein, als daß das gege-bene Medienangebot auf ein passives Verharren - auf ein Konsumieren - ausgelegt ist. Nicht ein Interaktionsverhältnis ist den Medien bislang mitgegeben, sondern primär die in eine Richtung ausgelegte Kommunikation. Es gilt also, neue Techno-logien, neue Medien als dialogische Elemente unserer Alltagsumwelt und im Be-reich der Musik als kreativitätsfördernde Instrumente entdecken zu lernen. Neue Musiktechnologien für den Unterricht zu erschließen erscheint also unver-zichtbar angesichts ihrer Allgegenwart im Musikbereich. Ein Ausgrenzen aus dem Musikunterricht hieße schlicht, sich den Gegebenheiten des Musikalltags und da-mit der Möglichkeit zu einem konstruktiven wie reflektierten Gebrauch zu ver-schließen. Was nun aber wäre überhaupt unter dem Terminus „Neue Musiktechno-logie“ zu fassen. Als eine erste vorübergehende Definition könnte gelten: alle Me-dien, die nicht mehr analog, sondern digital prozedieren. Mit anderen Worten: Alle elektronischen Musikinstrumente sowie auf Elektronik basierende Peripheriegeräte sind darunter zu subsumieren. Aufgrund deren Vielfalt gilt es, bei dem Bedenken 1 Blaukopf, Kurt: Die Stunde der Musik im Jahr der Medienexplosion. In: Musik und Bildung. Heft 7,8/85, S. 485 2 Vgl. Knolle, Niels: Neue Technologien im Musikunterricht oder: Bach einmal anders. In: Musik und Unterricht 6/91 3 Ebd., S. 44 4 Gies, Stefan: Computer und Musik. In: Musik und Bildung 6/89, S. 307