EINLEITUNG 9 des Einsatzes solcher Technologie im Unterricht, sich zu beschränken, was die vermeintliche Gefahr in sich birgt, in der Beschränkung dem Gesamtphänomen „Neue Technologie“ nicht gerecht zu werden und folglich nicht unterrichtsrelevant zu diskutieren. In jenem der Gefahr zugeordneten Attribut ist schon angezeigt de-ren Nicht-Existenz, insoweit nicht die je spezifische Einzelfunktion ins Blickfeld gerückt wird, sondern versucht ist, das aller neuer Technologie Gemeinsame zu be-rücksichtigen und zum Gegenstand der Auseinandersetzung zu machen. Denn gleichgültig, ob so Sampler oder Harddiskrecordingsysteme ihren Dienst tun, Synthesizer zur Klangformung herangezogen werden, mit speziellen Effektgeräten Hallräume u.ä. entworfen werden, Mischpulte ihrem Namen gerecht werden und mischen oder ob zuletzt ein CD-Player interessierten Hörern Klangarchive er-schließt, immer wird ein Chip diskret im Innern des jeweiligen Gerätes seine Ar-beit verrichten und für die Klangwerdung bzw. für das jeweils Realisierte verant-wortlich zeichnen. Und damit ist angezeigt: Moderne Musiksysteme gründen alle-samt auf Computertechnologie. Somit ist auch die an den Anfang gestellte Defini-tion zu konkretisieren: Digital prozedierende Musikapparate sind ohne Ausnahme Computer. Damit ist auch der Gefahr einer unzulässigen Verkürzung durch Be-schränkung auf Einzelmedien vorgebeugt, sofern in der Diskussion das paradigma-tisch ausgewählte Einzelmedium immer vom Computer her angedacht und folglich immer zugleich das alle Musikmedien gemeinsam Auszeichnende mitbedacht ist. Musiktechnologie für den Schulraum zu erschließen setzt deshalb, bevor daran ge-dacht wird, Unterrichtskonzepte zu entwickeln, eine Auseinandersetzung mit den Qualitäten des Mediums Computer voraus. Erst danach lassen sich konkrete medi-engerechte Anwendungsmöglichkeiten für den Musikunterricht erarbeiten, die dann auch wirklich das leisten, was sie sollen. So wird auch der Gegenstand dieser Arbeit im wesentlichen der Computer sein, dessen flächendeckende Verbreitung im diametralen Verhältnis zu seiner kaum wirklich verstandenen Funktionsweise steht. Gerade aufgrund dieses Nichtverständnisses umgibt den Computer zuweilen eine Aura des Geheimnisvollen, was zum einen zu einer konsequenten Ablehnung, zum anderen zu einer grenzenlosen Affirmation des Mediums führt. Beide Ansätze zur Medienbeurteilung sind bedenklich, da keiner zu einer kriti-schen Auseinandersetzung mit den neuen Medien/dem Computer befähigt. Sich den neuen Medien zu verschließen hieße, wie schon erwähnt wurde, sich der Mög-lichkeit zu berauben, bedenkliche Tendenzen zu erkennen und gegebenenfalls die-sen entgegenzusteuern. Reinhard Flender erweist möglichen Abgrenzungstenden-zen eine deutliche Absage, indem er konstatiert, daß gerade aus einer Abgrenzung Fehlentwicklungen zu erwachsen vermögen: „Versäumt man es, [...] frühzeitig er-ziehend einzuwirken, dann kann es zu katastrophalen Fehlentwicklungen kommen. Eine solche Fehlentwicklung wird auf uns zukommen, wenn die Musikpädagogik die Augen vor der neuesten technischen Revolution verschließt: dem Computer.“ Es gilt daher, dem möglichen Versäumnis und den daraus erwachsenden Fehlent-wicklungen vorzubeugen: „Es wird also darauf ankommen, eine ganzheitliche Mu-sikpädagogik zu entwickeln, die die unübersehbaren Vorteile von Computerpro-grammen miteinbezieht und dem zu erwartenden Mißbrauch frühzeitig einen Rie-