MEDIEN - SYSTEME - UMWELTEN 35 Erfolg nicht ausreichend als gesichert erscheinen“1, schreibt so Niklas Luhmann und spricht von drei Arten von Unwahrscheinlichkeit, welche Kommunikation zum Problemfall machen und die als Schwellen der Entmutigung wirken. So ist zunächst einmal das Verstehen einer Kommunikation aus den genannten Gründen unwahrscheinlich. Zum zweiten ist das Erreichen eines Empfängers unwahrschein-lich und zum dritten ist der Erfolg, in dem Sinne, daß - selbst im Falle des Verste-hens - Anschlußkommunikation statthat, unwahrscheinlich.2 Daß Kommunikation gelingt, ist Folge dessen, daß der Versuch, miteinander in Kontakt zu treten auf der Basis der doppelten Kontingenz entsteht, „mit der dann die Autopoiesis sozialer Systeme anläuft“.3 Soziale Systeme aber sind es, welche zuvorderst das Gelingen von Kommunikation gewährleisten. So wie die Elemente selbstreferentiell operierender psychischer Systeme Gedanken, Vorstellungen sind, die zur Aufrechterhaltung des Systems immer neu produziert sein wollen, bestehen die Elemente sozialer Systeme aus Kommunikationen, die Anschlußkommunikati-on auf Anschlußkommunikation produzieren. Die Voraussetzung für die Weiter-existenz eines sozialen Systems ist also die Möglichkeit zur fortwährenden An-schlußkommunikation. „Die Autopoiesis sozialer Systeme ist nichts weiter als die-ser ständige Prozeß des Reduzierens und Öffnens von Anschlußmöglichkeiten. Sie kann nur fortgesetzt werden, wenn sie in Gang ist.“4 Dieser Vorgang der unaufhör-lichen Kommunikationsproduktion, also der gegenseitigen Stimulierung psychi-scher Systeme durch Irritationen, welche weitere Irritationen zur Folge haben, ist konstitutives Element für Gesellschaft oder besser: für ein soziales System. Kom-munikation ist die Bedingung der Möglichkeit für ein soziales System. Das führt schließlich zu der These: „Die Gesellschaft besteht nicht aus Menschen, sondern aus Kommunikationen.“5 Irritiert schon allein diese Aussage, so lädt das Folgende im allgemeinen zum völligen Unverständnis ein: „Aber Menschen können nicht kommunizieren, nicht einmal ihre Gehirne können kommunizieren, nicht einmal das Bewußtsein kann kommunizieren. Nur die Kommunikation kann kommunizie-ren.“ 6 Versucht man dieses Unverständnis aufzulösen, so will zunächst der Sach-verhalt, daß psychische Systeme als Teilsysteme des Menschen nicht zu kommuni-zieren vermögen, näher bestimmt sein. Nur die Kommunikation kann kommunizie-ren will heißen, soziale Systeme kommunizieren. Akzeptiert man zunächst einmal diese Vorstellung kommunikationsproduzierender Systeme, die eben nicht gleich- 1 Luhmann, Niklas: Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation. In: Ders.: Soziolo-gische Aufklärung 3, a.a.O., S. 27 2 Vgl. ebd., S. 26f. 3 Luhmann, Niklas: Die Wissenschaft der Gesellschaft. Ffm 1992, S. 19 4 Luhmann, Niklas: Wie ist Bewußtsein an der Kommunikation beteiligt? In: Gum-brecht, Hans-Ulrich/Pfeiffer, Karl Ludwig (Hg.): Materialität der Kommunikation. Ffm 1988, S. 888 5 Luhmann, Niklas: Die Wissenschaft der Gesellschaft , a.a.O., S. 562 6 Luhmann, Niklas: Wie ist Bewußtsein an der Kommunikation beteiligt? In: Gum-brecht, Hans-Ulrich/Pfeiffer, Karl Ludwig (Hg.): Materialität der Kommunikation, a.a.O., S. 884