MUSIKGESCHICHTE ALS 54 TECHNIKGESCHICHTE Reproduktionsapparat durch den mimetischen Eindruck die unbestreitbare Realität des Zeichens, das er hervorbringt, [...]. Weder das, was ich ausspreche, noch des-sen Spur ist wahr, sondern allein dessen substantielle mechanische Reproduktion. Der Phonograph vollendet die Realität des Zeichens, die Wahrheit gilt - dank des Phonographen - dem Simulakrum.“1 Über den Umweg der „In-Skription“ ist ein Simulakrum entstanden, welches das Reale als inskribierte Realität zu simulieren versteht und das Reale selbst museali-siert. Wenn Umberto Eco für die symbolische Schrift konstatiert, „Schreiben ist - wie Sprechen - Imitation der Wirklichkeit mittels Zeichen“2, so gehen die eingeschrie-benen Zeichen des Realen weit darüber hinaus, indem sie nicht nur eine Nachah-mung, eine Imitation evozieren, sondern, dem entsprechenden Abtastmedium zu-geführt, ein Simulakrum erzeugen, ein Trugbild von Wirklichkeit. Und erst im re-produzierbaren Simulakrum beweist das Wirkliche seine Präsenz. bietet eine Fülle von akustischen Informationen, die keinen Raum mehr für andere läßt. Auch sie vermag zur Gegenerinnerung zu werden, die an die Stelle der eigenen tritt, haftet ihr zudem doch noch das Odium der Objektivität an, hinter welche die ei-gene subjektive Erinnerung zurücktritt. 1 Grivel, Charles: Phonographie. In: Kittler, Friedrich A./ Tholen Georg Christoph (Hg.): Arsenale der Seele, a.a.O., S. 43/44 2 Eco, Umberto: Über Spiegel und andere Phänomene. München 1990, S. 99