GESAMMELTE SAMMLUNGEN 65 dig einem breiteren Repertoire begegnen, als ihm dies wohl im Konzertsaal mög-lich wäre.“1 Auch hier gilt es zuletzt in erster Linie, das Gesamtwerk eines Kom-ponisten einzuspielen, ohne nachzufragen, ob ein jedes Musikstück auch der Ein-spielung lohnt. Ganz deutlich wird aus dem Gesagten, daß hier ein dialektisches Verhältnis ge-geben ist. Was zum einen zu einer zwangsläufigen Nivellierung oder Veränderung von Wertmaßstäben führt, indem das Einzelne nur noch als Teil einer Summe von Wert ist, ist auf der anderen Seite die Möglichkeit zur Erweiterung des eigenen Horizontes gegeben. Die Auseinandersetzung mit einer Musik für einen Künstler ist auf die Zeit bis zu ihrer Archivierung begrenzt. Das heißt, einer genauen Analy-se folgt die einmalige Aufzeichnung und danach ist die Möglichkeit einer Neuori-entierung gegeben. „Seine Analyse der Komposition wird nicht durch immer neue Vorführungen verzerrt und sein Vortrag nicht mit interpretatorischen ‘Nettigkei-ten’überladen werden“.2 1 Gould, Glenn: Vom Konzertsaal zum Tonstudio, a.a.O., S. 135 2 Ebd., S. 136