Die Überschrift dieses Kapitels gibt eine erste Orientierung und zeigt die Rich-tung an, wohin das Folgende deutet: „Musik(hard)ware = Computer“ heißt es zu Beginn, und das will erkenntlich machen, daß aktuelle Musiksysteme ausnahmslos auf eine bestimmte Anwendung hin spezialisierte Computer sind. Auch spezialisierte Computer bleiben Computer und das heißt: Sie sind nicht auf diese bestimmte Anwendung festgelegt, auch wenn das Äußere der Hardware dies womöglich suggerieren mag. Eine Klaviertas-tatur muß nicht unbedingt dazu verwendet werden, um Klang zu produzieren. Der Druck auf eine Taste kann genauso gut gänzlich andere, vielleicht auch unmusika-lische Effekte zeitigen, die mit Musik nur insofern zu tun haben müssen, als daß das auslösende Moment von dem musikassoziierenden Element Tastatur ausging. Computer sind demnach für sich genommen zunächst einmal zweckfrei oder bes-ser universell in dem Sinne, daß sie beim Einschalten bestenfalls eine aufgeräumt wirkende, „Desktop“ genannte Bedienungsoberfläche bieten und damit ihre nach allen Seiten hin mögliche Dienstbarkeit vorweisen. Das Desktop - der Schreibtisch - im Alltagsleben läßt sich mit den unterschied-lichsten Dingen füllen, er kann als Schreib-, Mal- oder Bastelfläche wie auch viel-leicht als Lesepult dienen. Und nicht viel anders verhält es sich mit dem Computer- „desktop“. Von dem „Desktop“ aus läßt sich der Computer ebenfalls zu einem In-formationssystem qualifizieren wie auch zu einem Textverarbeitungs- oder Musik-system u.v.a.m. Im Unterschied zum Alltagsleben, wo Nutzungswunsch und des-sen Realisation problemlos in einem Arbeitsgang erledigt werden können und der-selben Instanz zufallen - man nehme einen Schreibblock, lege diesen auf den Tisch und schreibe - , zerfällt diese Instanzeneinheit bei der Computeranwendung auf-grund eines unverzichtbaren Zwischenschrittes. Es braucht ein Programm, das vom „Desktop“ aus gestartet wird, und dieses Programm - die Software - ist im allge-meinen von einer anderen Instanz als von der mit einem bestimmten Wunsch er-füllten erstellt: von einem Programmierer. „Computer = Software“ heißt es denn auch weiter in der Überschrift, was - kon-sequent weitergedacht - den Dreischritt der Überschrift auf den Zweischritt „Mu-sik( hard)ware = Software“ verkürzen ließe. Jede Hardware ist qualifiziert durch ih-re Software, und gerade deshalb ist es in der Auseinandersetzung mit Musiksoft-ware und -hardware notwendig, sich Programmen im allgemeinen und auch ihren Erfindern, den Programmierern zuzuwenden. Nicht jeder Nutzungswunsch läßt sich mit dem Computer, der auch als „univer-sal“ deklarierten Maschine, umsetzen. Um zu verstehen, warum das nicht geht und warum „universal“ letztendlich doch nur eine relative Größe beschreibt, soll als erstes geklärt werden, welche Art von Handlungen und Funktionen einem Compu-ter übertragen werden können und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ein Computer überhaupt für eine bestimmte Anwendung qualifiziert werden und in der jeweiligen Qualifizierung dann auch seine „Universalität“ beweisen kann.