COMPUTERUNIVERSALITÄT 89 respective interpretations of the symbols 0 and 1 in the system of Logic are Nothing and Universe.“1 Das Nichts und das All, deutlicher kann es kaum ausge-drückt werden, und deutlicher kann eine Trennung auch nicht ausfallen, und so ist auch alles im Computer unterschieden nach eben diesem Prinzip. Die Möglichkeit des Irrtums oder der Mißinterpretation eines Zeichens ist, wo eine so deutliche Abgrenzung der Zeichen voneinander gegeben ist, so gut wie ausgeschlossen. Damit mit diesen Symbolen gerechnet werden kann, braucht es noch eines Rechnungsprinzips, das allein mit den beiden Symbolen ‘0’ und ‘1’ auskommt. George Boole hat mit seiner Booleschen Logik oder Algebra schon im vergange-nen Jahrhundert ein solches zur Verfügung gestellt. Seine Boolesche Logik ist im-plementierbar in Schaltungen, wobei allein mit drei sogenannten Flipflop- Schaltungen, die immer wieder unterschiedlich miteinander verschaltet werden, sich jedwede Rechnung oder Anwendung realisieren läßt. Es sind dies die „NOT-“, die „AND-“ und die „OR-“Schaltung. Aus dem Gesagten ergibt sich eine einfache Definition für das Prinzip der Ar-beitsweise von Computern: „Digitalcomputer sind im Grunde hochkomplizierte Anordnungen einfacher Schalter, die entweder ‘ein’ oder ‘aus’ sind.“2 Damit ist implizit ausgedrückt, daß alle Zustände im Computer auf diesen beiden Symbolen gründen. Das Abtasten und Prüfen, ob ein Signalstrom an einer solchen Schaltung anliegt (1) oder nicht (0), bestimmt alle internen Rechenprozesse, gleichgültig ob es sich dabei um die zu verarbeitenden Daten oder um das datenverarbeitende Pro-gramm selber handelt. „Computer sind endlose Zahlenfolgen, bei denen nur der Stellenwert entscheidet, ob sie als (verbale) Befehle oder als (numerische) Daten bzw. Adressen fungieren.“3 Einzig die Adressenzuweisung entscheidet also dar-über, welcher Art die Daten sind. Deutlich wird damit auch, daß es eben nicht nur Zahlen sind, die mit ‘0’ und ‘1’ dargestellt werden können, sondern jedwedes auch nicht-numerisches Symbol. Die Möglichkeit der physikalischen Umsetzung von Alan Turings Abstraktions-entwurfs gründet nicht zuletzt auf der Form dieses ausschließlichen 0/1- Processings und ist es, was Computer zu universalen Maschinen in dem beschrie-benen Sinne macht. Alles wird erst möglich, weil eben erst nach ihrer Numerie-rung „Befehle, Axiome, kurzum Sätze ebenso grenzenlos manipulierbar wie Zah-len“ 4 werden. Das Prinzip der gleichwertigen Behandlung von Daten und Pro-gramm, bei der lediglich die jeweilige Speicheradresse darüber Aufschluß gibt, welchen Stellenwert die Ziffernfolgen einnehmen und wie diese zu handhaben sind, geht auf John von Neumann zurück, dem gleichermaßen das Verdienst zu-kommt, Turings Papiermaschine 1946 erstmals konkrete Gestalt verliehen zu ha-ben, weshalb Computer zuweilen auch „Von-Neumann-Computer“ genannt sind. „Es ist die logische Einheit, die den speicherprogrammierten von-Neumann- 1 George Boole, zitiert nach Gergely, Stefan M: Mikroelektronik. München 31985, S. 30 2 Dreyfus, Hubert L./Dreyfus Stuart E.: Künstliche Intelligenz. Reinbek bei Hamburg 1987, S. 81 3 Kittler, Friedrich: Grammophon, Film, Typewriter, a.a.O., S. 358 4 Ebd., S. 357