BILDSCHIRM 116 UND MUSIK Joseph Matthias Hauer: Nachtklangstudien (op.16). 1. 2. 3. 4. Mit der möglich gewordenen Übersetzung des einen in das andere wird zugleich die Vorherrschaft des Sinnesorganes Auge über das Ohr auch im Bereich der Mu-sik fort- und endgültig festgeschrieben. Fortgeschrieben dergestalt, als daß aus den zu Beginn dieses Abschnittes ge-machten Aussagen Menschen - wie Norbert Bolz es pointiert beschreibt - ohnehin „bilderbedürftig, ja bildersüchtig“ sind.1 Festgeschrieben deshalb, weil selbst dann, wenn das akustische Erlebnis primär angestrebtes Ziel darstellt, das Sehen nun-mehr dem Hören vorausgestellt und damit übergeordnet ist. Ein „tönendes Bild“ zu entwerfen, heißt dabei nichts anderes, als dieses zunächst nach rein optischen Ge-sichtspunkten zu gestalten, welches erst in einem zweiten Schritt einer akustischen Kontrolle unterliegt. Diese Reihenfolge bestimmt also fortan die Rangfolge in ästhetischen Prozes-sen. Erst wenn die graphische Organisation von Zeichen „stimmig“ ist, wird nach * Die in Grafik abgebildeten Nachtklangstudien von Hauer sind mir freundlicherweise von Clemens von Reusner, einem der beiden Programmierer von KANDINSKY MUSIC PAINTER, zur Verfügung gestellt worden 1 Bolz, Norbert: Eine kurze Geschichte des Scheins. München 1991, S. 99