Knöpfe, Schalter - Punktdisplays „Was wir wollen, ist ein Instrument, das uns einen kontinuierlichen Ton auf jeder beliebigen Tonhöhe geben kann. Der Komponist und der Elektronikingenieur müssen gemeinsam auf dieses Ziel hinar-beiten. [...]. Geschwindigkeit und Synthese sind die Charakteristika unserer Epoche. Wir bedürfen der Instrumente des 20. Jahr-hunderts, um diese in der Musik zu reali-sieren.“ (Edgar Varèse) Edgar Varèse nennt mit der Geschwindigkeit nicht nur das Grundcharakteristi-kum unserer Epoche, sondern gleichsam die Voraussetzung für eine Signalverar-beitung, welche für ein effektives Synthetisieren von Klängen notwendig ist. Wäh-rend traditionelle Instrumente die unmittelbare Beeinflussung von Klängen ge-währleisten, war dies in der elektronischen Musik, nachdem in den 50er Jahren die ersten IBM-Computer in die Studios Einzug gehalten hatten, nur mittelbar über das Vorformulieren von Klangeigenschaften mittels Lochstreifen möglich. Eine solche Klanggenerierung war nicht nur zeitaufwendig, sondern stellte einen im Moment der Klangrealisierung nicht mehr von einem Anwender zu beeinflussenden Prozeß dar. „Das kreative Moment endet bei diesem System bereits da, wo der Komponist seine schöpferische Intention den Lochkarten anvertraut hat, die kodierte ‘Befehle’ für die Rechenanlage darstellen. Alles andere ‘macht’ der Computer.“1 Eine jede Änderung am Klangergebnis konnte erst im nachhinein vollzogen werden, was ei-ne Annäherung an ein vorgestelltes Klangideal nur über den Weg eines langwieri-gen, von Irrtümern durchsetzten sowie von kreativitätshemmenden Korrekturpha-sen unterbrochenen Verfahrens ermöglichte. Das Formulieren von Algorithmen, welche in Lochstreifen gestanzt, Klangvorstellungen realisieren halfen, erforderte zudem vom programmierenden Musiker ein hohes Abstraktionsvermögen, welches durch die nur mittelbare Kontrolle der eigenen Vorstellungen zusätzlich gefordert war. Erst die Minimierung jenes Zeitabstandes zwischen Formulierung und Realisie-rung machte schließlich ein sinnvolles und effektives Synthetisieren von Klängen möglich - Synthese durch Geschwindigkeit. Mit den spannungsgesteuerten Modul-synthesizern eines Robert A. Moog in den 60er Jahren war der Zugriff auf die klangrelevanten Parameter in Echtzeit problemlos zu bewältigen, als deren Folge die elektronische Musik eine andere wurde, weil mit diesem neuen Syntheseprinzip - wie Dirk Reith es formuliert - die Komponisten anders zu denken angeleitet wur-den: „Die ‘große Wende’ in der Realisation elektronischer Musik wurde durch das von Robert Moog im Jahre 1964 entwickelte Spannungssteuerungssystem [...] aus-gelöst. Hier war es ein Instrumentenbauer, der die Komponisten veranlaßte, in ei- 1 Prieberg, Fred K.: EM. Versuch einer Bilanz der elektronischen Musik, a.a.O., S. 134